Samt und rosa Rüschchen für die Prinzessin
Narrenhäs und Hexenhemd in Frankenbach jetzt secondhand: Der Kindergarten Kelteräckerstraße lockt närrische Kundschaft an

Faschingskleiderbasar? Schon eine Viertelstunde bevor Michaela Volk die Kundschaft in den städtischen Kindergarten Kelteräckerstraße hereinspazieren lässt, bildet sich eine kleine Menschentraube vor der Eingangstür: Ob dieses Mal wieder so viele Prinzessinnenkleider auf liebreizende Abnehmerinnen warten? Zielstrebig strömen die Mütter mit ihren Kindern in den zum Klamottenladen umfunktionierten Gruppenraum. Da hängt die bunte Narrenpracht, fein säuberlich nach Größen sortiert: Vogelscheuchen, Harlekins, Dienstboten, Spacemen, ja sogar Hühner von der Stange. Die Kindergartenleiterin freut sich über die neugierigen Gäste.
Fünf Mütter und vier Erzieherinnen bringen den ungewöhnlichen Kleiderverkauf in Schwung. Zwei Vormittage lang konnten Narrenhäs und Hexenhemd abgegeben werden. Einen lieben langen Abend lang sortierten die Frauen die Schätze, malten Aufkleber mit Größe und Preis. Drei Euro der Biene-Maja-Overall, 50 Cent der schicke Hut, zwei Euro das Cowboy-Westle und 15 Euro das allerteuerste, da allerschönste Faschingskleid: ein rosarote Prinzessinnengewand.
Das würde viele kleinen Mädchen am liebsten sofort anziehen. Wo sich doch dieses Mal Samt und Rüschchen so rar machen. Am Ende bekommt Annalena aus Heilbronn die heiß ersehnte Robe. Sie ist erst drei Jahre alt, weiß aber ganz genau, warum sie Prinzessin sein will: Sie hat einen Film gesehen. Und die Prinzessin, die hatte ein so schönes Kleid. Annalenas Augen strahlen.
Derweil die Mütter ein Auge darauf haben, dass das Faschingsoutfit nicht zu knapp ist - sonst passt kein dicker Pulli mehr drunter. Wer ein rechter Narr ist, zieht sich nämlich warm an, sonst ist so ein Umzug nie und nimmer durchzuhalten.
Das weiß auch Monika Halter. Sie ist extra aus Stein angereist und kann sich für ein luftiges Bauchtänzerinnenkostüm erwärmen. Natürlich nur für die Faschingsschwofe. Für den Umzug in Ellhofen wechselt sie ihre Rolle lieber nicht. Sie geht als Mexikaner. Der Sombrero ist doch ein zu praktischer Bonbonregenfänger. Die siebenjährige Ada aus Untergriesheim wird dieses Jahr ganz spontan ein Spinnlein. Für drei Euro. Nein, sie hat keine Angst vor Spinnen. "Aber meine Freundin", Ada weiß aber schon jetzt: "Das macht nichts."
Wie die Frankenbacherinnen auf die Faschingskleider kamen? Beim Griff in die Rollenspielkiste vom Kindergarten hatte eine Mutter die Idee, man könnte doch Sachen zum Verkleiden tauschen. Daraus ist der Basar geworden. Jetzt zum zweiten Mal. Im letzten Jahr, berichtet die Elternbeiratsvorsitzende Ulrike Brenner, reichte der Erlös für eine Vorleseecke und fürs Jongleurshonorar beim Sommerfest. Kuchen und Kaffeeverkauf machen die Kasse für solche Kindergarten-Extras zusätzlich dick.
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