Rockergruppe räumt den Weinsberger Sattel
Hells Angels bauten Clubheim schwarz aus - Heilbronner Stadtverwaltung verlangt den Abriss und setzt ein Ultimatum

„Uns war klar, dass wir da sowieso nicht ewig bleiben können“, sagt Hells Angel Eric Lago. „Wir werden bis Jahresende weg sein.“ Vor elf Jahren kaufte die Rockergruppe das Grundstück samt kleinem Gartenhaus nahe an der Weinsberger Markungsgrenze und richtete dort „Place Angel“ ein. Jahrelang nutzten die teilweise als Türsteher und Rausschmeißer beschäftigten Motorradfans das Terrain als Clubheim. Sie feierten dort Geburtstagspartys, zu denen bisweilen über 100 Feiergäste mit ihren schweren Motorrädern auf den Sattel pilgerten. Trotz ihres für den Geschmack eines Durchschnittsbürgers eher martialischen Auftretens, störte sich niemand an den ungewöhnlichen neuen Nachbarn in der Gartenhauskolonie. Die Stadt duldete die Nutzung wie viele andere Splittersiedlungen, die nach dem Bombenangriff 1944 um Heilbronn als Behelfsbleibe entstanden. Weder dem Weinsberger Ordnungsamt noch der Heilbronner Polizei fiel die Rockerclique negativ auf. Bis die Gruppe begann, ihr Vereinsheim aufzurüsten.
Vor rund einem Jahr bauten die Hells Angels sich eine „Pergola“ (Lago). Für das Heilbronner Baurechtsamt stellt die Clubheim-Erweiterung indes einen Schwarzbau dar. „Sie hätten eine Genehmigung gebraucht, und sie hätten sie nicht bekommen“, sagt Abteilungsleiter Wilhelm Mattmüller. Für die Behörde stand fest: Der rund acht mal vier Meter große Holzverhau, der mit einer schwarzen Plastikplane verkleidet ist, muss abgerissen werden. Mehr noch: Das Amt setzte den Rockern eine Frist, bis zum Jahresende ganz vom Weinsberger Sattel zu verschwinden.
So viel Entgegenkommen bei der Frist interpretierte mancher als Furcht der Stadtverwaltung vor den schweren Jungs mit der markanten Kutte. „Alles Quatsch“, sagt Mattmüller. „Die Hells Angels waren sehr kooperativ, und wir sind diplomatisch vorgegangen.“ Auch die Rocker selbst wollten „keinen Ärger machen“. Lago: „Wir haben uns schon länger an den Gedanken gewöhnt, auszuziehen.“ Wo das so genannte Heilbronner „Chapter“ der europaweit organisierten „Höllenengel“ nun seine Zelte aufschlagen will, ist unklar. „Wir haben noch kein Ausweichquartier gefunden“, erklärt Eric Lago. Insider berichten, dass sie mit einem Lokal in der Heilbronner Innenstadt liebäugeln.
Am Weinsberger Sattel weinen die Nachbarn den Angels schon jetzt so manche Träne nach. Gartenpächter Andreas Lohmann nennt die Rocker „harmlose Zeitgenossen“, in deren Nähe er sich sicherer gefühlt habe und die am Sattel besser aufgehoben wären als in der City. „Mit denen gab es keine Probleme“, sagt auch Pferdezüchter Günter Erny, dessen Koppel an das Rockerdomizil grenzt. Im Gegensatz zu anderen Nachbarn, die sich in dem Areal des öfteren gegenseitig angezeigt hätten. Erny: „Wenn nur alle am Weinsberger Sattel so wie die Hells Angels gewesen wären.“