Lazy Susan und Axel sind die Kurvenstars am Himmel
Andreas Rau und seine Söhne lassen ihre Drachen fast jeden Tag steigen

Ein kräftiger Ruck mit beiden Armen: Der orangefarbene Drachen schwebt im blauen Himmel vor der untergehenden Sonne. Wow. Wie leicht. Wie schwerelos. Wie akrobatisch. Ein paar Meter weiter hält Sebastian die Schnur des weiß-schwarz-roten Mammut-Drachens mit wild hin- und her wedelndem Schweif in den Händen. Fabian und Sebastian haben das Drachensteigen für sich entdeckt.
Fast jeden zweiten Tag holen sie zusammen mit ihrem Vater Andreas Rau die Drachen hervor und breiten sie aus. Genau vor ihrem Haus in Heilbronn-Biberach haben die Sieben- und Neunjährigen Platz auf der eigenen Wiese. Ideal. Das Fliegen macht einfach Spaß. Fabian ist mit Vater Andreas seit diesem Jahr sogar Mitglied bei den Drachenfreunden Heuchlinger Höhe in Bad Friedrichshall. So sehr haben die schwebenden Gefährten die beiden inzwischen fasziniert.
In Norddeich an der Nordsee vor zwei Jahren hat alles begonnen. Da muss man ja Drachensteigen. Bei so viel Wind auf den Deichen , schwärmt Andreas Rau. Der erste Lenkdrachen war gekauft. Inzwischen sind es zehn Einleiner und Lenkdrachen geworden. Ein Paraglider mit drei Metern Länge ist auch dabei. Das hat uns der Händler schon prophezeiht: Wer den ersten Lenkdrachen kauft, hat bald den nächsten. Der 37-Jährige mag vieles am Drachenfliegen: Draußen in der Natur sein, die Kontrolle über das Gerät. Und er kennt den Unterschied zu den Drachen früher: Da bewegt sich was. Da kann man drehen, wenden, landen lassen und wieder hoch. Bewundernd stehen die Spaziergänger und Hundeausführer daneben. Von wegen ein Kinderhobby - vom Junior bis zum Rentner lassen sich alle von den luftigen Gesellen begeistern.
Fabian will es den Zuschauern zeigen: Ein paar Kunststücke kann er schon: den Axel , die Cascade . An der Lazy Susan ist der Neunjährige gerade dran. Die klappt noch nicht immer so. Aber dafür sind Vater und Sohn ja auch bei den Drachenfreunden. Abschauen, was die so machen und lernen. Was gerade nicht am Himmel von Biberach schwebt, ruht in der Startposition im Gras. Die 30 Meter lange Schnur ist ausgerollt. Ändert sich der Wind, wechseln die Drachenpiloten einfach das Modell: vom Skymax 814 zum Skymax 909 oder zum Hells. Vielleicht ist dann aber auch der Schleierschwanz-Delta der passende. Die Drei sind sich jedenfalls einig: Lenkdrachen machen einfach am meisten Spaß.
Einmal rechts an der Schnur ziehen, einmal links. Dann beide Seile mit einem heftigen Ruck anziehen: Fabian schaut hinter seiner Sonnenbrille konzentriert nach oben. Macht der Drachen da oben auch das, was ich will? Einmal war es auch schon andersherum: Da hat ihn der Paraglider quer über die Wiese gezogen. Einfach mitgeschleift. Aber Fabian lacht darüber: Da war ich ganz dreckig nachher.


