Kampf um alten Friedhof flammt wieder auf
2001 gab es einen Ratsbeschluss, der das Ende der alten Böckinger Gräberstätte einläutet - Bürger wehren sich erneut gegen das Aus

"Dort ist doch noch so viel Platz. Gerade in Böckingen-Nord gehen die Menschen auf die Palme. Die Wege zum Westfriedhof sind einfach zu weit." Für Böckinger-Ring-Chef Georg Link ist nicht einsehbar, warum selbst Urnengräber auf dem Friedhof an der Heidelberger Straße nicht mehr möglich sein sollen.
Ein Bodengutachten hatte 2001 bescheinigt, dass der Großteil der 1907 in Betrieb genommenen Friedhofsfläche eine rasche Leichenverwesung nicht mehr ermöglicht. Zu wenig Bodenluftzirkulation, zu schlechte Verwesung, lautete das Urteil. Folgerung: Für weitere Belegungen sei der Friedhof "größtenteils nicht mehr geeignet".
Bis Ende 2005, so sah der Ratsbeschluss von vor vier Jahren vor, dürfen an der Heidelberger Straße noch neue Gräber angelegt werden. Danach sollen nur noch verstorbene Familienangehörige nachbestattet werden. Für Gärtnereibesitzer Bernhard Fundus ein Votum, das am Willen der Bevölkerung vorbei geht. "Die Menschen wünschen sich diesen Friedhof", sagt er. Weit über 500 Unterschriften für den Fortbestand des Friedhofs hat er bereits gesammelt. Dass überall schlechter Boden durch dreifache Belegung vorherrscht, glaubt er nicht. Als er ein kleiner Bub war, sagt der 42-Jährige, "war im hinteren Teil noch alles Gras". Zumindest Urnengräber weiterhin zulassen, hält Fundus für absolut sinnvoll. Er berichtet von älteren Bürgern, die sagen, "lieber lass' ich mich verbrennen als dass ich da raus zum Westfriedhof komme".
Als "Zumutung" empfände es eine Friedhofsbesucherin, jeden Tag bis zum Westfriedhof fahren zu müssen. "Hier ist doch noch so viel Platz frei", sagt eine andere Frau, die ungenannt bleiben möchte.
Ein bisschen verwundert ist Heilbronns Friedhöfe-Abteilungsleiter Martin Heier über die erneut aufflammende Kritik. In Biberach (neuer Friedhof) und in Klingenberg (Westfriedhof) lägen die Friedhöfe zum Teil "ähnlich weit" entfernt. "Von dort", sagt Heier, habe er "noch keine Klagen" gehört. Nur noch Urnengräber an der Heidelberger Straße zuzulassen, fände Heier etwas ungerecht gegenüber jenen Menschen, die aus ethischen oder religiösen Gründen keine Feuerbestattung wünschen. Für ihn ist die langfristige Planung in Böckingen auf den Westfriedhof ausgerichtet. Würde die Nahverkehrsanbindung dorthin verbessert, "dann würde auch die Brisanz rausgenommen", ist Heier überzeugt.
Dass der Westfriedhof an den Nahverkehr "schlecht angebunden" ist, weiß auch Gärtnermeister Stefan Widmann. Gerade von Böckingen-Nord sei es "ein sehr beschwerlicher Weg". Widmann gibt kein Votum pro oder contra ab. Wenn es beim Ratsbeschluss bleibe, sollten Bus- und Straßennetz zum Westfriedhof verbessert werden. Würde die Frist für den alten Friedhof verlängert, wäre Widmann für Erd- und Urnengräber. Dann sollte man prüfen, wo noch Flächen für die Erdbestattung geeignet wären.
