Fragebögen als Mittel gegen Faulpelze
Heilbronner Bildungsmesse gibt Schülern Impulse für ihre berufliche Zukunft - Beliebte Werbegeschenke
Wie viel verdient ein Azubi während der Ausbildung? Das war die mit Abstand beliebteste Frage, mit der sich der Einstellungsberater vom Bundesgrenzschutz, Marc Palfi, an seinem Stand konfrontiert sah. Etwa 70 "vernünftige Gespräche" bei ihm pro Tag zustande gekommen, erzählt der BGS-Mann. Palfi schätzt, dass zehn Prozent der Interessenten letztlich auch eine Bewerbung schicken.
Stark frequentiert waren während der drei Messetage vor allem jene Stände, die mit Gewinnspielen und Werbegeschenken aufwarteten. Ein Basketball-Korb bei der AOK, ein "heißer Draht" bei Zeag, das Umkegeln von Trinkjoghurt-Fläschchen bei Campina oder ein Glücksrad bei der EnBW lockten die Schüler an, zumal es an diesen Stationen auch immer Preise zu gewinnen gab. "Manche interessieren sich wirklich für die Berufe, andere wollen nur die Werbegeschenke haben und winken ab, wenn man ihnen etwas über den Beruf erzählen will", sagt Yvonne Petrasek, die als angehende Industriekauffrau bei der EnBW aus dem Nähkästchen plauderte.
Die Erfahrung, dass manche Jugendliche selbst über die gebräuchlichsten Berufe nicht Bescheid wissen, hat ihre Azubi-Kollegin Stefanie Krafft gemacht. "Einige Schüler haben uns gefragt, was denn eine Industriekauffrau überhaupt ist", erzählt die 18-Jährige.
Damit sich der Nachwuchs auch tatsächlich intensiv über Ausbildungsmöglichkeiten informiert, haben die Schulen im Vorfeld Fragebögen an ihre Schützlinge verteilt. Anhand von Interviews mit den Ausbildungsberatern und aktuellen Lehrlingen vor Ort sollten die Jugendlichen Fragen nach Berufsbild und Bewerbungsvoraussetzungen beantworten. "Das hat Spaß gemacht", meint der 14 Jahre alte Nicolas Reiner von der Mörike-Realschule und hebt den pädagogischen Nutzen der Fragebögen hervor: "Wir haben ein paar Faulpelze in der Klasse, die sich ohne Druck nicht richtig informieren würden."
Mariel Scherzer von der Leintal-Realschule hat die Messe genutzt, um Kontakte zu knüpfen. Ihr Berufsziel: Mediengestalterin. Bei der Werbeagentur Projekt X hat sich die Neuntklässlerin nach Ausbildungsplätzen erkundigt, mit den Azubis gesprochen und wegen eines Praktikums vorgefühlt. "Mein Berufswunsch hat sich durch die Messe nicht geändert", sagt Scherzer. Dennoch hat sie sich auch über die Berufe der Industrie- und Hotelkauffrau schlau gemacht - allerdings nur, weil der Fragebogen ihrer Schule drei Berufsbilder erfordert.
Rudolf Michelis von der Gustav-von-Schmoller-Schule hat zielgerichtet Firmen angesteuert, die zum Bank- und Automobilkaufmann ausbilden. Der Kreissparkasse hat der 18-Jährige bereits eine Bewerbung geschickt und prompt eine Absage bekommen. Bei seinem Besuch am Stand der Bank wurde ihm nun vorgeschlagen, es einfach noch einmal zu versuchen. "Das hat mich ermutigt", sagt Michelis.
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