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Er wartet nicht auf bessere Schul-Zeiten

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Verändern durch konsequentes Handeln: Harald Augenstein und die Bildungsreform in der Region

Von Gertrud Schubert
Harald Augenstein, der Geschäftsführer der Akademie für Information und Management, überschaut die (Bildungs-) Landschaft in einem der schönsten Arbeitszimmer von Heilbronn. (Foto: Dittmar Dirks)
Harald Augenstein, der Geschäftsführer der Akademie für Information und Management, überschaut die (Bildungs-) Landschaft in einem der schönsten Arbeitszimmer von Heilbronn. (Foto: Dittmar Dirks)

Er ist auch nur ein Lehrer. Wussten wir's doch, denken die einen. Die anderen haken sogleich nach: Was heißt da nur? Harald Augenstein (64) gehört zu den anderen. Er zählt Lehrer zu den tragenden Säulen unserer Gesellschaft und die brauchen, beruflich schwer angeschlagen wie sie sind, alle Unterstützung. Warum also weiter auf bessere Schul-Zeiten und den hohen Segen aus dem Stuttgarter Kultusministerium warten?Drei Jahre sind es jetzt, dass Harald Augenstein die Bildungslandschaft in der Region beackert, ja völlig umgräbt. Die Akademie für Information und Management Heilbronn-Franken (AIM), anfangs, da von der Dieter-Schwarz-Stiftung millionenschwer finanziert, misstrauisch beäugt, findet längst quer durch alle Fraktionen im Lehrerzimmer Zuspruch. Die Angst, der Discounter wolle unmerklich Schule und Unterricht für wirtschaftliche Zwecke instrumentalisieren, ist längst ausgestanden. Die Themen und die Taten sind es, die die Lehrer auf die Seite der nicht-staatlichen Schulerneuerung wechseln ließen.Wo gibt es sonst konsequente Schulentwicklung, Klipperts neue Lernmethoden systematisch in 54 Schulen eingeführt, Streitschlichterseminare und Schülermentoren-Programme, Tagungen über Burnout und Schulklima. . . ? Von den Programmen und Lehrgängen für Erzieherinnen, für Studierende, für Frauen, die wieder in den Beruf zurück wollen, für Azubis und Führungskräfte, von der Kinder-Uni und der "Zeitung in der Grundschule" ganz zu schweigen. Der AIM-Geschäftsführer setzt die Themen. Und er lässt sie setzen. Anregungen von außen werden aufgegriffen. "Sie bestimmen Ihre Referenten selber", mit dieser Vorgabe gewann Augenstein das Vertrauen vieler Kursteilnehmer. Doch wie wurde Harald Augenstein zum "Bildungsmanager" für die Region? Das Ansinnen, eine IT-Akademie aufzubauen, konterte er, damals noch Vize-Hauptgeschäftsführer der IHK Heilbronn-Franken, mit einem fulminanten Gegenvorschlag, der all seine bisherigen Bildungsoffensiven für die Region toppte. 2001 waren die ersten Gespräche mit Dieter Schwarz und IHK-Präsident Günter Steffen über die Akademie für Information und Management, im Sommer darauf legte Augenstein los.Dabei hätte er doch seinerzeit einfach Lehrer bleiben können. Er liebte den Beruf. Pädagogik, Geschichte und Wirtschaftswissenschaften hatte er studiert, unterrichtete in Berlin und wechselte bald nach Kassel an eine Werksberufsschule. Hier kam der Junglehrer mit der Berufsbildung, später mit der Industrie- und Handelskammer in Kontakt. "Bub, du musst nach vorne schauen", hatte die Mutter ihrem Harald schon in jungen Jahren zugesprochen. Da war es nur konsequent: Zukunftsoptimistisch ließ er den Beamtenstatus und all die Lehr-Jahre fahren und kam 1971 zur IHK Heilbronn. Lang ist's her. War Lehrersein damals leichter als heute? Harald Augenstein will das nicht behaupten. Nur so viel: "Die Verzweiflung der Lehrer kenne ich nicht aus persönlicher Erfahrung." Er hatte einen guten Draht zu den Jugendlichen und setzte in Berlin alles dran, die Lebens- und Lernumstände seiner Schüler kennen zu lernen - durch Hausbesuche. Wie anders hätte er die Großstadtjugendlichen und ihre Probleme verstehen sollen? Denn Harald Augenstein stammte vom Dorf. In Kieselbronn bei Pforzheim ist er aufgewachsen. Der Vater im Krieg geblieben, waren die familiären Verhältnisse äußerst bescheiden. In dieser Welt spielten die Lehrer eine besondere Rolle. Sie waren Förderer, menschliche Vorbilder. Und ganz wichtig: "Wir haben den Lehrer als Mensch erlebt" im gewöhnlichen Dorfalltag. Auch zum CVJM ging man in Kieselbronn. Dem Studenten bot dann die Innere Mission in Saarbrücken ein pädagogisches Übungsfeld: vierwöchige Freizeiten mit 200 Kindern - das ist Gaffenberg rund um die Uhr. Auch das prägte. Mit oder für Jugendliche(n) hat Augenstein ein Leben lang zu tun. Und der evangelischen Kirche ist er treu geblieben: seit 15 Jahren als Kirchengemeinderat in Untergruppenbach.

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