Lesezeichen setzen Merken

Die Rotlichtmeile verfällt zur Ruine

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Investor tritt auf der Stelle, Stadtverwaltung übt sich in Geduld, Mieter haben ein Rattenproblem

Von Helmut Buchholz
Die Rotlichtmeile verfällt zur Ruine
Die Rotlichtmeile verfällt zur Ruine

 

Die roten Lichter, die dem Gewerbe den Namen gaben, gibt es noch. Doch sie brennen schon seit Jahren nicht mehr. Der Strom im Rotlichtbezirk ist bereits lange abgestellt und einige Fenster eingeschlagen. Mülltüten vervollständigen den trostlosen Anblick. „Hier entsorgen Leute einfach ihren Abfall, weil sie glauben, da wohnt keiner mehr“, sagt Esther Engländer. Das stimmt aber nur zum Teil. Denn in Heilbronns Vergnügungsviertel gibt es zwar keine Prostituierten mehr, dafür aber noch Mieter. Von sechs Gebäuden sind fünf verwaist. Das letzte Haus in der Zeile gehört aber nach wie vor Esther Engländer. Ihre Mieter leiden unter dem Leerstand. Die „SH Seniorenheim Vermögensverwaltung KG“ begann 2004 das heute 2874 Quadratmeter große Grundstück samt Immobilien Stück für Stück von der Stadt zu erwerben, die ihrerseits die Gebäude gekauft hatte, um dem ungeliebten Viertel der käuflichen Liebe in Heilbronn ein Ende zu bereiten.

Die ehemalige Metro-Bar am Rathenauplatz steht unter Denkmalschutz.
Doch heute herrschen dort schlimmere Zustände als je zuvor. „Es ist widerwärtig“, sagt Esther Engländer. „Im Keller sind die Ratten, das Ordnungsamt unternimmt nichts dagegen.“ Bei einem Vor-Ort-Termin mit Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach und der kompletten Verwaltungsspitze machte Esther Engländer ihrem Unmut Luft. „Mir platzt gleich der Kragen“, hat sie die Stadtoberen angefahren. „Es geht hier schließlich um mein Eigentum.“ Doch ihre Wut nützte nichts. Finanzbürgermeisterin Margret Mergen bekannte zwar, „dass mir die ganze Sache ein Herzensanliegen ist“. Allerdings sei die Kommune machtlos. „Wir sind ja nicht Eigentümer des Areals“, sagte Mergen.

Die Rotlichtmeile verfällt zur Ruine
Die Rotlichtmeile verfällt zur Ruine
Die Eigentümer der Seniorenheim-KG heißen Peter Schnatterer und Emil Hoffacker, die hauptsächlich im Kreis Ludwigsburg als Bauträger auftraten. Mit ihrem Versuch, aus Heilbronns Mini-Reeperbahn ein Altersheim zu machen, hatten sie wenig Glück. „Uns ist ein Betreiber abgesprungen“, sagt Hoffacker. Und ohne einen Betreiber ließen sich die schönen Pläne, die bisher schon 45 000 Euro kosteten, nicht verwirklichen. Ein Makler sucht seit Herbst 2005 nach einem neuen langfristigen Mieter. Ohne Erfolg. Einen Alternative hat Hoffacker nicht. Er glaubt nach wie vor daran, dass die Rentner die Zukunft an der Sontheimer Straße sind.

Die jetzige Situation sei aber nicht so dramatisch, wie das Esther Engländer darstelle. „Ratten gibt es überall, wo es Grundstücke gibt.“ Das sieht die Kommunalverwaltung ähnlich. Eines stimme aber: „Es geht um eine größere Menge Geld bei diesem Projekt“, sagt Hoffacker. Vor allem für die Stadtkasse. Beim Verkaufspreis habe die Kommune zwar kein Defizit gemacht, verrät Finanzbürgermeisterin Mergen. Allerdings stehen dem Investor Sanierungszuschüsse über eine Million Euro zu. Unter einer Bedingung: Er muss laut Mergen bis Ende des Jahres die Renovierungsarbeiten beendet haben. Niemand glaubt daran, dass Hoffacker diese Frist noch einhalten kann. Die Zeit arbeitet also für den Stadtsäckel und gegen das Stadtbild. Ohne Zuschüsse wird eine Sanierung immer unwahrscheinlicher - und das Areal verfällt weiter zu einer Ruine.

 
  Nach oben