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Der Mann, der Bücher wie kein Zweiter verehrt

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Gerhard Gruber aus Neckargartach ist Antiquar und handelt weltweit mit seltenen Werken - 10 000 Titel im Bestand

Von Joachim Friedl
Gerhard Gruber ist stolz darauf, dass es viele seltene Bücher nur bei ihm und nicht im Handel gibt. (Foto: Dittmar Dirks)
Gerhard Gruber ist stolz darauf, dass es viele seltene Bücher nur bei ihm und nicht im Handel gibt. (Foto: Dittmar Dirks)

Er liebt Bücher, er verehrt und bewundert sie und doch ist Gerhard Gruber kein verträumter, gedankenversunkener Mensch. Der Neckargartacher, der von sich behauptet, ein Herz wie einen Rechenschieber zu haben und sich ungemein vernunftbetont gibt, ist Antiquar. Er kauft und verkauft hochwertige alte Bücher aus dem Bereich Technik und Naturwissenschaften. Seine Kunden sind Wissenschaftler, Mediziner, Bibliotheken, Archive und - ganz normale Sammler. Und dies weltweit. Erst unlängst beschaffte er einem Kunden auf Hawaii eine Biografie über den deutschen Physiker Albert Einstein. Gute Kontakte pflegt Gruber auch in die USA und nach Japan.

Stolz ist der 50-jährige Buchhändler darauf, dass es viele seltene Bücher nur bei ihm und nicht im Handel gibt. Allein in seinem Rollregal-Lager im Keller seines Hauses warten an die 10 000 bearbeitete und katalogisierte Bücher. Welche Arbeit sich dahinter verbirgt, kann man nur erahnen und lässt sich nur mit der richtigen Einstellung perfekt erledigen: Man muss das tun, was einem Freude bereitet, damit es gut ist. Ich möchte nichts anderes machen , öffnet sich Gerhard Gruber ein klein wenig, wohl wissend, dass er in Deutschland ein Antiquar von Niveau ist.

Geboren in Lauingen an der Donau, die Schulbank im Internat in Donauwörth und am Gymnasium in Ulm gedrückt und Zivildienst in München geleistet, studierte er in Stuttgart Physik. Die Erscheinungen und Vorgänge in der Natur interessierten mich , erinnert sich der Mann mit dem offen-sympathischen Lachen. Und mit Blick von seiner Terrasse auf die Dächer von Heilbronn ist er alles andere als selbstversunken als er sagt: Als Physiker hätte ich weitaus weniger Erfolg gehabt als in meinem jetzigen Beruf. Dabei hat er sich sein heutiges Wissen und seine große antiquarische Erfahrung durch learning bei doing beigebracht.

Das Buch begleitete Gerhard Gruber von Jugend an: Ja, ich war und bin eine Leseratte. Keine Bücher mehr zu lesen, das wäre für mich undenkbar. Bei dieser Vorstellung läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Mit dem Handel antiquarischer Bücher begann er während seines Studiums. Er besuchte Auktionen, baute sich nach und nach seinen Kundenstamm auf und fand einen Platz in der Nische Antiquariat . In Deutschland gibt es derzeit etwa 500 bis 600 ernsthafte Buchhändler, die diesen außergewöhnlichen Beruf ausüben. Heute beschäftigt Gerhard Gruber eine Ganztageskraft und fünf Teilzeikräfte.

In Neckargartach wurden Gerhard und Hildegard Gruber sowie die beiden Söhne Matthias (15) und Christian (20) vor sechs Jahren heimisch. 1999 zogen sie aus Bücher bedingtem Platzmangel von Frankenbach auf die Sachsenäcker. Und die Familie fühlt sich dort wohl. Gleichwohl vermisst der Kunst- und Jazzliebhaber hin und wieder seine Heimat und das bayerische Laissez-faire: Die Schwaben sind mir zu ordentlich. Wenn ich nur an die wöchentliche Kehrwoche denke. . . , legt der Mann, der Luxusgüter vertreibt, die man eigentlich nicht braucht, seine Stirn in Falten.

Trotz dieser vermeintlichen Schwäche seiner Umgebung hat sich der Bücherfreund in Neckargartach sozialisiert. Im Frühjahr folgte er Peter Hahn als stellvertretender Vorsitzender im Arbeitskreis Heimat und Kultur nach, und in der Volleyball-Abteilung des VfL Neckargartach zieht er als Abteilungsleiter im Hintergrund die Fäden. Fit hält sich der Genussmensch - eine gute Flasche Wein ist schon nicht schlecht - als Spieler in der II. VfL-Volleyball-Mannschaft.

Politisch engagiert sich Gerhard Gruber nicht. Dennoch zählt ein Politiker zu seinen engsten Freunden: Hasso Ehinger, der Bundestagskandidat der Linken in Heilbronn. Allerdings: Die politische Grundhaltung seines Kumpels teilt er nicht: Da stimmt die Richtung nicht so ganz , schmunzelt er.

Ganz aktuell setzt der Antiquar Gerhard Gruber einen Schwerpunkt auf seltene Feuerwehrbücher: Wenn's niemand hat, wird's spannend , stellt er sich der neuen Herausforderung, nimmt einen Wälzer in die Hand und identifiziert sich wieder einmal selbst über seine vielen interessanten Bücher.

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