Bald neue Planbasis fürs Kanalsystem
Heilbronn schreibt wegen gewandelter städtebaulicher Rahmenbedingungen Entwässerungspapier fort

Als Betreiber des in Heilbronn insgesamt 460 Kilometer langen Kanalnetzes hat die Stadt dafür zu sorgen, dass mit einer "ausreichenden Dimensionierung das Abwasser schadlos abgeführt werden kann". Wie der Chef der Entsorgungsbetriebe, Hartmut Sugg, vor dem zuständigen Gemeinderats-Ausschuss ausführte, haben sich in den letzten 20 Jahren einige wichtige Randbedingungen des Entwässerungssystems wie etwa die Größe des Einzugsgebietes, Wassermengen und Versiegelungsgrad verändert. Dies mache eine grundlegende "Überrechnung" des Systems, teils im Amt, teils durch externe Firmen, notwendig. Dabei sollen auch künftige Siedlungsentwicklungen berücksichtigt werden.
Notwendig sei ein solcher Entwässerungsplan vor allem für die Planungssicherheit, für eine möglichst effektive Auslastung der Kanäle und für deren Standsicherheit. Auch könnten damit Anfragen von Bürgern oder Bauwilligen besser beantwortet werden. Das Papier bilde nicht zuletzt eine wichtige Grundlage für die Wirtschaftlichkeit von finanziell meist aufwändigen Regenwasserbehandlungs-Standorten wie Überlaufbecken und Pumpwerken.
Der alte Plan basiert auf den Jahren 1983 bis 1985. In der Zwischenzeit wurde der Deckungsgrad der Überlaufbecken auf 83 Prozent des notwendigen Volumens (insgesamt 35 580 Kubikmeter) ausgebaut. Bis 2007 sind weitere Becken in Biberach, an der Peter-Bruckmann-Brücke, in Horkheim, im Fleischbeil, an der Siebennussbaumstraße, an der Neckargartacher Brücke und am Wilhelm-Leuschner-Platz vorgesehen. Dann hätte Heilbronn 95 Prozent des 1985 konstatierten Rückhaltebedarfs abgedeckt. Ob und wo neue Becken notwendig sind, wird der innerhalb der nächsten zwei Jahre zu erstellende Plan zeigen.
Dass das Regenwasser inzwischen nicht mehr automatisch mit dem Abwasser in die Kanäle wandert, sondern immer öfter in Vorfluter, Zwischenspeicher oder Sickermulden, bestätigte Sugg auf Anfrage verschiedener Stadträte. Wie in den einzelnen Neubaugebieten künftig verfahren wird, hänge von der jeweiligen örtlichen Situation ab und werde dann im Bebauungsplan festgeschrieben.
Sugg bestätigte auch, dass es "wie in vielen Städten" Fälle gebe, bei denen das Abwasser unbehandelt in den Neckar gelange. Dabei handle es sich teils um alte Anlagen, teils aber auch um bewusste Verstöße. "Wir sind da dran, aber das ist Detektivarbeit", erklärte auch Baubürgermeister Ulrich Frey. Der rechtliche Rahmen sei hier im Sinne des Umweltschutzes inzwischen auch "enorm verschärft worden".
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