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Zugfahrkarten gab es im Gasthaus

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Heilbronn - Einblicke Erstes Bahnhofsgebäude wird heute als Schule genutzt

Von Bärbel Kistner
Seit 2005 gehört der erste Heilbronner Bahnhof dem Kolping-Bildungswerk. Experte Roland Feitenhansl berichtet von den Anfängen des Zugverkehrs.Foto: Kistner
Seit 2005 gehört der erste Heilbronner Bahnhof dem Kolping-Bildungswerk. Experte Roland Feitenhansl berichtet von den Anfängen des Zugverkehrs.Foto: Kistner

Heilbronn - Der Großvater war Eisenbahnsekretär, der Vater Lokführer, der den Buben oft mitgenommen hat. Oder es gibt den Ingenieur, der sich für Eisenbahnbauten interessiert. Den Heilbronner, der die Stadt noch vor der Zerstörung kennt und sich gerne auf Spurensuche begibt. Das Ehepaar Jahrgang 1933, bei dem im Café-Restaurant im Bahnhofsgebäude Erinnerungen an Familienfeiern geweckt werden, die man dort gerne gefeiert hat.

Mit den „Heilbronner Einblicken“ trifft das Stadtarchiv den Nerv der Zeit. Werner Föll erkennt ein wachsendes Interesse an Stadtgeschichte, wie die steigende Teilnehmerzahl für die Sommerreihe zeigt. „Die Beschäftigung mit der Vergangenheit gibt Halt und Orientierung bei ungewissen Zukunftsaussichten“, vermutet der Stadtarchiv-Mitarbeiter. Auch bei der jüngsten Führung zu den Heilbronner Hauptbahnhöfen war der Zuspruch so groß, dass es gleich zwei Termine gab.

Mit Dr. Roland Feitenhansl hatten es die Zuhörer mit einem ausgewiesenen Experten zu tun. Der Kunsthistoriker hat über die drei Heilbronner Bahnhöfe promoviert und kennt viele Details aus wechselvoller Geschichte.

Mit einem Gebäude an der Bahnhofstraße hat in Heilbronn das Zeitalter der Bahnhofsgebäude begonnen. Der Bau von 1848 hat als einer der wenigen historischen Bauten den Zweiten Weltkrieg überlebt, diente jahrelang dem Regionalbusverkehr und wird nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten seit 2005 vom Kolping-Bildungswerk genutzt. Nicht etwa zur Stadt hin war die Bahnstation des Kopfbahnhofs ausgerichtet. Der Eingang befand sich auf der Nordseite, in Richtung des heutigen Fruchtschuppenareals.

Obwohl seinerzeit nur wenige Personenzüge am Tag nach Heilbronn fuhren, war die Bahnhofshalle bestens ausgestattet: mit zwei Fahrkarten- und einem Gepäckschalter sowie jeweils einem Wartesaal für die erste und zweite Klasse. Man konnte gar nicht direkt zum Bahnsteig gehen: „Die Menschen waren die lauten, rauchenden Dampfloks noch nicht gewöhnt.“ Weil das Ganze mit einjähriger Verspätung eröffnete, gab es die Fahrkarten zunächst im nahe gelegenen Gasthaus namens Ritter.

Die Eisenbahn erlebte nach 1848 einen enormen Aufschwung, der Bahnhof sollte wenige Jahre später bereits zu klein sein. 1874 wurde der zweite Heilbronner Hauptbahnhof eingeweiht, der die Bombenangriffe 1944 nicht überstand. Keller sind teils noch erhalten. Wie sehr sich das Gesicht eines Bahnhofs wandelt, verdeutlicht der Bau von 1958. Roland Feitenhansl zeigte die trotz des zeitgemäßen Umbaus noch vorhandenen charakteristischen Elemente der 50er Jahre: farbige Fenster, Steinmosaike, Kunst am Bau.

Heilbronner Einblicke bietet noch zwei Termine: am heutigen Montag, 11. August, geht es mit Roland Rösch zum Bahnhofs-Stellwerk, Beginn 16 Uhr. Am Freitag, 15. August, führt der frühere Bahnhofsdirektor Peter Kurz zur Wagenwaschanlage und zum Rangierbahnhof Böckingen, Beginn 13.45 Uhr. Anmeldung erforderlich unter Telefon 07131/56 2806 oder unter www.stadtarchiv-heilbronn.de.

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