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Wunderkammer für neugierige Kinder

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Donata Elschenbroich stellt ihre Weltwissen-Vitrine vor – Neuer Kontakt zwischen Elternhaus und Schule

Von Gertrud Schubert
„Das ist nicht Habenwollen. Zielstrebig erkunden Kinder die Welt.“
          Elschenbroich
„Das ist nicht Habenwollen. Zielstrebig erkunden Kinder die Welt.“ Elschenbroich

Heilbronn - Kinder wollen es wissen. Freiwillig, neugierig, beharrlich studieren sie ihre Alltagswelt. Zum Glück sind die Zeiten vorbei, als es immer geheißen hatte: „Frag nicht so viel, fass das nicht an, das ist nichts für dich.“ Und doch fehlen in vielen Elternhäusern Anregungen für die Welterkundung der Kinder. Weltwissen-Vitrinen in Schulen und Kindergärten könnten Abhilfe schaffen.

Die Wilhelm-Hauff-Schule Heilbronn hat die Kindheitsforscherin Donata Elschenbroich eingeladen. Vor sieben Jahren hatte sie mit ihrem „Weltwissen der Siebenjährigen“ einen Bestseller gelandet. Neue Wertschätzung verlangte sie für die unbändige Neugier und den Forschungsdrang der Jüngsten, Bildungserlebnisse sollten von klein auf ihren natürlichen Wissensdrang beflügeln. „Die neugierigsten und begabtesten unserer Kinder sind zwischen null und sechs Jahre alt“, sagt Elschenbroich. Deshalb schätzt sie den Kindergarten als „ideales Bildungsmilieu: ohne Noten, mit viel Zeit, viel alltäglichen Dingen, die die Sinne wunderbar beanspruchen“. Ihr Buch und ihr pädagogisches Verständnis weckten ein neues Interesse am Interesse der Kinder. Seither wird die Frühpädagogik als grundlegend geachtet nicht länger belächelt.

Doch in die Schule kommen die Kinder „erst“ mit sechs oder sieben Jahren. Es sei denn, sie besuchen die Wilhelm-Hauff-Schule und gehen zuvor in die Kindertagesstätte Charlottenstraße. Über die Straße hinweg entsteht zurzeit eine neue Kooperation: das erste Bildungshaus für drei- bis zehnjährige Kinder. Für sie sollen gleich mehrere Weltwissen-Vitrinen aufgestellt werden. Diese Wunderkammern für neugierige Kinder werden von Lehrerinnen, Eltern, Erzieherinnen und Kindern gemeinsam bestückt.

Alltagsdinge liegen da hinter Glas: Zollstock und Stoppuhr, Wasserwaage und Häkelnadel, ein Stopf-ei vielleicht, Hirschgeweih, Sanduhr, Fernglas, Essstäbchen, Wanderkarte, ein bisschen Bügelwäsche – alles Erdenkliche wird präsentiert und darf zur höchstpersönlichen Welterkundung des Kindes mit nach Hause genommen werden. Auch Gegenstände, die sich aufbrauchen sind dabei: ein frankierter Briefumschlag zum Beispiel.

Elternhausaufgabe ist es, ihre Kinder bei Spiel und Arbeit mit diesen Sachen zu begleiten, ganz so wie sie das sonst auch tun (oder erst durch die Weltwissen-Vitrine auf die Idee gebracht werden). Elschenbroich nennt die Eltern „die besten und ersten Lehrer“ ihrer Kinder, unwillkürliche Bildungsbegleiter in der Alltagswelt. Sie sollen sich ihrer wichtigen Aufgabe bewusst werden.

Das Forschungserlebnis mit dem Vitrinengegenstand – zum Beispiel Vermessung aller Familiemitglieder mit dem Zollstock – wird dokumentiert und dann im Portfolio, dem persönlichen Lerntagebuch des Kindes, abgeheftet.

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