"Wir sind eine gewachsene Gruppe"
Vorsitzende des Liederkranzes Frankenbach, Martin Knobloch, über die Freude an der Musik

Der - Einer der ältesten Chöre weit und breit, der Liederkranz Frankenbach, feierte kürzlich wie berichtet sein 160-jähriges Bestehen. Vorsitzender Martin Knobloch (68) spricht mit unserem Redakteur Kilian Krauth über die jüngere Vergangenheit, über das besondere Profil dieses Chores und über die Freude an der Musik.
Wie haben Sie Spaß am Singen und an der Musik gefunden?
Martin Knobloch: Schon als Kind spielte ich Fiedel im Frankenbacher Schulorchester. Leider habe ich nie richtig Notenlesen gelernt, das liegt wohl daran, dass ich die Gabe habe, alles gleich nachspielen oder nachsingen zu können. Als junger Mensch Ende der 50er Jahre begann ich im Kinderchor des Liederkranzes Frankenbach. 1960 kam ich dann zum Hauptchor, der damals vom legendären Robert Edler geleitet und geprägt wurde. Für mich war er so eine Art Ziehvater, von dem ich heute noch zehre. Natürlich sangen ich und meine Frau auch im Madrigalchor Edler mit, der anlässlich eines Stadtjubiläums aus verschiedene Chören gegründet wurde und das Aushängeschild des Chorverbandes Heilbronn war.
Was war an Edler so besonders?
Knobloch: Mit ihm aufzuwachsen war ein Geschenk. Er war eine große Integrationsfigur, ein begnadeter Musiker und Komponist. Fast nach jeder Singstunde saßen wir im Vereinslokal zusammen und haben viel gesungen. Im Gasthaus zum Grünen Baum in Frankenbach hat er einmal innerhalb von einer Viertelstunde auf dem Bierdeckel das Lied "Im grünen Baum" geschrieben, das wir postwendend vierstimmig gelernt und aufgeführt haben. Den Text dazu haben alle, die am Tisch dabei saßen, gedichtet.
Was ist so schön am Chorgesang?
Knobloch: Wissen Sie, da gibt es Momente, wo es einem eiskalt den Rücken runterläuft: wenn alles rein und ausgewogen klingt, das sind Gefühle, die man kaum beschreiben kann. Aber das Singen ist auch ein guter Ausgleich, man ist ganz bei der Sache, denkt an nichts anderes, irgendwie baut das auch den Stress des Berufs oder des Alltags ab.
Und die Geselligkeit?
Knobloch: Natürlich macht es Spaß und Freude, mit anderen etwas zu unternehmen und anschließend zusammenzusitzen. Früher war das vielleicht stärker, gerade unter Edler, vielleicht ist es auch eine Zeiterscheinung, dass das heute nachlässt. Aber die Hauptsache ist nach wie vor der Gesang.
Wie ging es im Liederkranz Frankenbach nach Edler weiter?
Knobloch: Wir konnten das Niveau halten. Nach seinem Tod 1986 dirigierte uns zwölf Jahre lang Ulrich Dachler, dann Melitta Wonner und seit vier Jahren Michael Haag. Er ist nicht nur ein toller Sänger und Pianist, sondern kann sich sehr gut in die Sänger einfühlen, gerade für ältere oder nicht ganz sichere Sänger ist das sehr wichtig.
Bei Ihnen steht neben der Kunst die soziale Komponente ganz vorne.
Knobloch: Ja, wir sind eine gewachsene und homogene Gruppe mit zwei Dutzend Stimmen, aber auch offen für Neueinsteiger. Auch ältere Menschen, die sich nicht mehr so trauen, sind bei uns gut aufgehoben, wir alle sind mit dem Chor älter geworden und tolerant. Aber stimmen muss es schon, das ist klar. Wie uns der große Applaus von 280 Besuchern bei unserer jüngsten Winterfeier in der Gemeindehalle zeigt, kommen wir auch noch ganz gut an.
Treten Sie noch oft auf?
Knobloch: Früher haben wir viele große Sachen gemacht. Heute ist es ruhiger geworden. Unsere Winterfeier ist nach wie vor eine feste Größe im Frankenbacher Ortsleben, auch beim Leintalchorfest treten wir auf, ab und zu auch in Altersheimen, aber mit Ständchen halten wir uns inzwischen zurück.
Wie geht es weiter?
Knobloch: Darüber diskutieren wir natürlich oft. Aber ich sage immer: Solange wir es noch können und es uns noch Freude macht, ist es auch eine gewisse Verpflichtung, das klassische Liedgut in dieser Form weiterzupflegen. Es ist zwar schön, zu sehen, dass es heute viele junge Projektchöre gibt, aber ich weiß nicht, wie lange das hält. Mir ist wichtig, dass weiter gesungen wird, das sind wir unserm Stadtteil Frankenbach und dem deutschen Liedgut schuldig.

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