Lesezeichen setzen Merken

Wegen 30 Kilo Parmesankäse fast Mann überfahren

   | 
Lesezeit  1 Min
Erfolgreich kopiert!

Tatort Talheim: Italiener schneidet Nudelkarton auf der Unterseite auf, verpackt 30 Kilo Parmesankäse im Karton und zahlt an der Kasse nur die 30 Euro für die Nudeln

Von Franziska Feinäugle

So teuer der Parmesankäse auch war: Billiger wäre der 26-Jährige auf jeden Fall davongekommen, wenn er ihn einfach bezahlt hätte. Was sich an jenem Februartag 2005 in einem Talheimer Lebensmittelhandel abspielte, war jedoch alles andere als ein gewöhnlicher Einkaufs- und Zahlvorgang. Deshalb hatte die Sache gestern ein Nachspiel vor dem Heilbronner Landgericht. Und kostet den Täter nun zehnmal so viel, wie wenn er den italienischen Käse gekauft hätte.

Es begann wie ein normaler Ladendiebstahl. Der gebürtige Italiener schnitt einen Nudelkarton auf der Unterseite auf, verpackte 30 Kilo Parmesankäse im Karton und zahlte an der Kasse nur die 30 Euro für die Nudeln. Die immerhin 412,50 Euro für den Käse blieb er schuldig.

Mitarbeiter rettet sich mit Sprung auf die Motorhaube

Auf dem Parkplatz sprach ihn ein Firmenmitarbeiter an, der ihn beim Käseverpacken beobachtet hatte. Da verstaute der 26-Jährige eilig seine Beute im Kofferraum, setzte sich ins Auto und fuhr auf den Mitarbeiter zu, der sich ihm in den Weg gestellt hatte. Als der Mann nicht auswich, fuhr der Italiener noch zügiger, um ihn zur Seite zu zwingen. Um nicht überfahren zu werden, musste der Angestellte auf die Motorhaube springen. Beim Sturz auf den Asphalt des Parkplatzes prellte er sich beide Knie und den rechten Ellenbogen.

Nicht mehr wegen Ladendiebstahls (worauf eine kleinere Geldstrafe gestanden hätte), sondern wegen räuberischen Diebstahls, gefährlicher Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr musste sich nun der Amokfahrer vor der 2. Großen Strafkammer des Heilbronner Landgerichts verantworten.

Die Kammer sah es als „verwerflich“ an, „dass wegen eines bisschen Käses ein Mensch gefährdet wurde“, hielt dem 26-Jährigen jedoch seine Reue zu Gute. Die äußert sich unter anderem darin, dass er mit dem Opfer und dessen Arbeitgeber bereits zivilrechtlich einen Vergleich geschlossen hat: 2200 Euro Schmerzensgeld zahlt er dem Verletzten, der sechs Wochen Schmerzen hatte und zwei Wochen nicht arbeiten konnte, 2000 Euro der Firma als Entschädigung für die Lohnfortzahlungen.

Das Urteil: Zwei Jahre Haft auf Bewährung und insgesamt zwei Jahre Führerscheinentzug, da er sein Auto im juristischen Sinne als Waffe benutzt hatte. Den gestohlenen Käse hat der Angeklagte, übrigens Sohn eines Pizzabäckers, nach eigenen Angaben für 100 Euro verkauft.

  Nach oben