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Umsatz bricht an Baustelle ein

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Heilbronn - Wir haben geöffnet! Das steht auf einem großen Schild, das die Geschäfte an den Bauzaun der Postpassage gehängt haben. Die riesige Aufmachung hat ihren guten Grund: Seitdem Bauarbeiter die Reste der Unterführung beseitigen, klagen die Läden über zum Teil extreme Umsatzverluste.

Von Helmut Buchholz
Keine Flaniermeile: Am Modeshop in der Allee haben Kleiderständer und Puppen im Schaufenster fast mehr Platz als die Passanten auf dem Bürgersteig am Bauzaun.Fotos: Andreas Veigel
Keine Flaniermeile: Am Modeshop in der Allee haben Kleiderständer und Puppen im Schaufenster fast mehr Platz als die Passanten auf dem Bürgersteig am Bauzaun.Fotos: Andreas Veigel

Heilbronn - Wir haben geöffnet! Das steht auf einem großen Schild, das die Geschäfte an den Bauzaun der Postpassage gehängt haben. Die riesige Aufmachung hat ihren guten Grund: Seitdem Bauarbeiter die Reste der Unterführung beseitigen, klagen die Läden über zum Teil extreme Umsatzverluste. Passanten meiden das Nadelöhr an der Allee.

Eva Schneidereit wundert sich nicht darüber, dass ihre Kunden weniger Lust haben, sich für eine Tasse Kaffee vor die Bäckerei Brecht zu setzen. „Die wollen doch ihre Pause genießen, das geht schlecht, bei dem Lärm.“ Der Modeshop in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bäckerei hat sogar Schwierigkeiten, auf seine Existenz aufmerksam zu machen.

„Die Leute wissen nicht, ob wir auf haben oder nicht“, berichtet Aysegül Cingicik. Laut Stadtverwaltung ist es dem Geschäft verboten, Kleiderständer auf die ohnehin schon enge Gasse zwischen Bauzaun und Schaufenster zu stellen. Doch „wenn wir das nicht machen würden, weiß erst recht keiner, dass wir geöffnet haben“. Im Oktober zieht der Modeshop um. Schuld daran „ist auch die Baustelle“ sagt Geschäftsinhaberin Helga Heilmann.

Das Umsatzminus liegt im „Feinschmeckerland“ von Ismail Hussein bei rund 40 Prozent. Bagger und Bohrer zerren am Nervenkostüm des Chefs: „Ich verstehe bei dem Lärm kaum noch meine Kunden.“

Auf der anderen Seite der Allee sind die Klagen über die enge, laute Baustelle nicht leiser. „Die Kunden kommen einfach nicht mehr“, sagt Ulrike Özkük von der Filiale der Bäckerei Härdtner-Böhringer. Die Bagger haben sie vertrieben. Umsatzeinbußen melden auch die Mohrenapotheke und die Lotto-Annahmestelle von Erika Laumen. Letztere sieht manchmal gar nicht mehr, wer hinter der Verkaufstheke steht, weil die weiße Abdeckung des Bauzauns sie blendet.

Kein Trost

Zu schmal für eine Familie: Wer zur Ampel will, muss sich am Bauzaun der Postpassage ganz schön dünn machen, um nicht auf die Straße zu geraten. Mit Kinderwagen ist das ein riskantes Manöver.
Zu schmal für eine Familie: Wer zur Ampel will, muss sich am Bauzaun der Postpassage ganz schön dünn machen, um nicht auf die Straße zu geraten. Mit Kinderwagen ist das ein riskantes Manöver.

„Bei so einem engen Baufeld haben wir mit Kritik gerechnet“, sagt Hochbauamtschef Dirk Vogel. Doch solange die Rampen der Unterführung abgerissen werden, müsse der Bauzaun so stehen bleiben, versichert Projektleiter Johannes Straub. Auch wenn der Weg an der Ampel vor der Heilbronner Stimme kaum noch einen Meter breit ist und Fußgänger mit Kinderwagen es schwer haben, hier vorbeizukommen. Die Einrichtung der Baustelle sei mit dem Straßenbauamt und einem externen Gesundheits- und Schutzkoordinator abgesprochen.

Die Stadt als Bauherr habe Anlieger und Ladeneigentümer schon vor dem Baustart mit einer „aktiven Öffentlichkeitsarbeit“ über die Probleme informiert, so Amtsleiter Dirk Vogel. Auch jetzt sei die Verwaltung in Kontakt mit den Betroffenen. Johannes Straub verspricht, „dass wir, sobald es geht, den Weg wieder frei machen“. Die Bauarbeiten werden zudem früher als geplant beendet, nämlich schon Mitte Dezember. Vogel: „Ich kann die Kritik an der jetzigen Situation nachvollziehen. Aber auch wenn es kein Trost ist, danach wird es für alle ein Gewinn sein.“


Allee-Unterführungen

Mit der Schließung der Postpassage bleibt nur noch eine Allee-Unterführung übrig – und zwar am Theater. Die Unterquerung der Straße bei der Volksbank musste aus statischen Gründen beim Bau der Stadtbahn zugeschüttet werden. Die Unterführung an der Harmonie wurde nach einem Brand zugemacht.





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