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Sehhilfe für Glaskunst in der Kilianskirche

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Heilbronn - Kirche und Verein versuchen heute Bedenken von Denkmalpflegern auszuräumen. Wie bereits berichtet sieht Gebietsreferentin Angelika Reiff in Xenia Hausners Entwürfen einen Stilbruch. In einer E-Mail erklärt die 59-jährige Künstlerin die Bedeutungen ihrer Fenster.

Von Kilian Krauth

Heilbronn - Gunter Stilling unterbricht extra eine Italienreise − obwohl dem Jurysprecher die ehrenamtliche "Knochenarbeit" langsam zu schaffen macht. Heute treffen sich Vertreter von Kirche und Kiliansverein, um Denkmalpflegern den Blick für die geplanten Kirchenfenster zu schärfen. Wie berichtet sieht Gebietsreferentin Angelika Reiff in Xenia Hausners Entwürfen einen Stilbruch. Trotzdem zeigt sich der Geschäftsführer des Vereins, Walter Dörr, zuversichtlich. Rein rechtlich müsste der Denkmalschutz hinter theologischen Argumenten zurückstehen. Davon geht auch Dekan Otto Friedrich aus. Man sei sich dessen schon lange bewusst. Aber zum Streitfall sollte es nicht kommen. "Wir setzen auf gute inhaltliche Argumente."

Flügelaltar

Xenia Hausners Entwurf für fünf neue Kunstfenster im südlichen Seitenschiff der Kilianskirche: Sie spricht von einem Lebensfluss mit Höhen und Tiefen. Die Glaskunst soll Provisorien aus der Nachkriegszeit ersetzen.Foto: Creativteam Friedel
Xenia Hausners Entwurf für fünf neue Kunstfenster im südlichen Seitenschiff der Kilianskirche: Sie spricht von einem Lebensfluss mit Höhen und Tiefen. Die Glaskunst soll Provisorien aus der Nachkriegszeit ersetzen.Foto: Creativteam Friedel
Was sagt eigentlich Xenia Hausner selbst? Die in Berlin, New York und im Salzkammergut lebende Künstlerin weilt derzeit in Istanbul. In einer E-Mail leistet die 59-Jährige Sehhilfe. Im Grunde seien ihre fünf Fenster wie ein Flügelaltar zu betrachten. Sie versuche darin, "das Verhältnis des Einzelnen zur Welt" zu zeigen: ein Gesellschaftsbild mit christlichen Tugenden für die Neuzeit, verbunden durch den Strom des Lebens, von der Kindheit bis zum Tod. "Auf diesem Weg gibt es Zweifel, Trauer und Schmerz, aber am Ende gibt es Erfüllung durch die Gnade." Das linke Fenster zeige Zweifel, Schmerz, Trauer. Im rechten gehe es um das Leben nach dem Tod, um den Blick ins Jenseits, um Offenbarung und Erlösung, um stilles Gebet.

Eingerahmt von diesen Grundfragen zeigten die anderen Fenster "die Familie als Fundament unserer Gesellschaft": links eine Vaterfigur, die die Zweifel in sich besiegt, sowie ein Fisch als christliches Erkennungszeichen und Glaubensbekenntnis. Das andere Fenster zeigt Mutter und Kind unter der schützenden Hand Gottes. Hier geht es Xenia Hausner "um den besonderen Schutz der Familie im christlichen Wertekanon, um ihre Rettung durch den Glauben".

Im Zentrum steht ein Lebensschiff, dessen Seile fest vertaut sind, die aber gleichzeitig alle Lebensbereiche durchziehen. Prälat Hans-Dieter Wille spricht von einem Kirchenschiff − um daran beispielhaft die vielfältigen theologischen Interpretationsmöglichkeiten hervorzuheben. Er sieht in den Fenstern "einen großen Gewinn für die Kilianskirche": weil sie zur Meditation einladen, den Menschen bei existenziellen und bei Glaubensfragen ansprechen, "ohne fertige dogmatische Antworten geben zu wollen, ohne falsche Idyllen vorzuspiegeln".

Quereinsteiger

Hausners Fenster seien "gewiss nicht marktschreierisch", betont Wille. Im Seitenschiff würden sie auch den Seyferaltar nicht stören. Freilich dürfte sich bei Sonneneinstrahlung das Licht im Kirchenschiff verändern. Hier gebe es noch Abstimmungsbedarf.

Dass Hausner bisher noch keine Glaskunst gestaltete, nennt Jurymitglied Peer Friedel "kein Problem". Auch Marc Chagal oder Gerhard Richter seien als Quereinsteiger zur Glaskunst gekommen. Zudem liege die handwerkliche Umsetzung in der Regel sowieso bei Glashütten. So kooperiere Hausner mit Derix in Taunusstein. Der Reiz bestehe darin, über bemalte, teils mehrschichtige Glaselemente figürliche Darstellungen "zum Erlebnis werden zu lassen". Mit der malerischen Zugangsweise und der technischen Umsetzung werde ein neues Kapitel in der Glaskunst aufgeschlagen.

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