Schwere Fahrt durchs Neckar-Eis
Heilbronn - Die Fahrrinne, die Michael Teichert am Vortag freigebrochen hat, ist am Morgen darauf schon wieder zugefroren. Stampfend und schwarzen Rauch spuckend tuckert die „Hafenamt Heilbronn“ durch den erstarrten Kanalhafen und bricht Eis. Ansonsten fährt hier kein Schiff. Die Schleusen Richtung Rhein sind weiterhin gesperrt.
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Heilbronn - Die Fahrrinne, die Michael Teichert am Montag freigebrochen hat, ist am Morgen darauf schon wieder zugefroren. Es ist kurz nach acht. Stampfend und schwarzen Rauch spuckend tuckert die „Hafenamt Heilbronn“ durch den erstarrten Kanalhafen. Ansonsten fährt hier kein Schiff. Dafür haben es sich die Möwen auf dem Eisschollen-Teppich in der Morgensonne bequem gemacht. „Wir brechen jetzt erst die Fahrrinne in der Mitte wieder frei“, sagt Teichert. „Dann geht es mit höherer Geschwindigkeit zurück, damit die Wellen und die Schiffsschraube die Schollen weiter zerkleinern.“
Mühevoll vorwärts
Binnenschiffer hat er gelernt, ist auf dem Rhein Tankschiffe gefahren, später Kies auf dem Neckar. Seit zwei Jahren arbeitet er für das Hafenamt. „Verkehrssicherung, Geländepflege, Ansprechpartner für Firmen in allen nautischen Fragen.“ Die ungewöhnliche Winterabwechslung macht Spaß, trotz Kälte. „Dagegen gibt's lange Unterhosen.“
Warmer Kaffee
An Deck gehen Teichert und Matrose Volker Sinn trotzdem nur so kurz wie möglich: Der Fahrtwind bläst bei minus zehn Grad frostig ins Gesicht. Das Eis bricht sich angenehmer von der Steuerkajüte aus - neben dem Ölofen und mit einer dampfenden Tasse Kaffee in Reichweite. Im Blick das Ziel: die Schleuse Heilbronn. Allzu viele Manöver gibt es auf dem Weg dorthin nicht auszuführen. Mit dem Schiff durchs Eis zu fahren ist ein bisschen wie mit dem Auto übers Eis zu rutschen. „Das geht geradeaus. Da hat man mit dem Ruder keine Chance“, sagt der 41-jährige Matrose Sinn.
Ohne Unterstützung hätte auch der kleine Hafenamtsschlepper kaum eine Chance gegen die Eismassen im Kanalhafen. Die nötige Hilfe naht gegen 9 Uhr von hinten: Wuchtig stampft der Schwimmgreifer „Pelikan“ vom Wasser- und Schifffahrtsamt Heidelberg (WSA) an der „Hafenamt Heilbronn“ vorbei. Ihre pure Masse von 300 Tonnen bricht das Eis wie Glas. „Wir schneiden es nur“, sagt Teichert. Eine Methode, die bei dickerem Eis versagt. „Am Montag haben wir eine 100 Quadratmeter große Scholle vor uns hergeschoben.“ Darum sei das „Zerkleinern das A und O“ beim Eisbrechen. „Sonst baut sich das Eis immer weiter auf. Dann kommen wir nicht mehr durch.“
Doch die Arbeit am Morgen ist erfolgreich. Die Spur ist auch am Mittag noch frei, Teichert und Sinn laufen kein weiteres Mal aus.
Eisabfuhr
Zugefrorener Fluss
Die Eisbrecher „Wiebeking“, „Tulla“ und „Breisach“ kämpfen auf dem Neckar vor Mannheim an mehreren gesperrten Schleusen gegen bis zu 15 Zentimeter dickes Eis. Auch bei günstigen Wetterbedingungen wird der Schiffsverkehr am unteren Neckar wohl nicht vor dem Wochenende wieder freigegeben.
Fotoaktion: Winter in der Region
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