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Reise in eine andere Welt

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Zum 3. Oktober: Volkshochschule zeigt Fotos von einer DDR-Fahrt 1980 mit dem Stadtjugendring

Von Gertrud Schubert
Plattenbau in Dresden. Längst sind die Buchstaben verschwunden, doch bei Regen zeigt sich die Schrift an der Wand.Foto: Franz-Norbert Piontek
Plattenbau in Dresden. Längst sind die Buchstaben verschwunden, doch bei Regen zeigt sich die Schrift an der Wand.Foto: Franz-Norbert Piontek

Heilbronn - Die DDR? Jugendliche zucken mit den Schultern. Keine Ahnung. Das ist heute so. Das war damals nicht anders. Es sei denn, man machte sich mit Helmut Stöppler auf die Reise in eine andere Welt. Der Stadtjugendpfleger organisierte Fahrten in die DDR − und die waren schon seinerzeit legendär.

Echter Osten So legendär, dass sich 1980 sogar ein Student aus Sindelfingen den 19 jungen Heilbronnern anschloss. In Berlin war Franz-Norbert Piontek bei den Tagesvisiten wie so viele Westdeutsche immer bloß bis zum Alexanderplatz vorgestoßen. Über seine Bäsle aus Wüstenhausen wusste er von den echten DDR-Fahrten der Heilbronner. Und war dann dabei. Mit seiner Kamera.

Jetzt sind die Bilder nach gut 31 Jahren wieder an den Ausgangspunkt der Reise zurückgekehrt: in den Deutschhof. Peter Hawighorst versammelte zur Ausstellungseröffnung in der VHS alte DDR-Fahrer, getreu dem Motto, wenn einer eine Reise tut, kann er was erzählen.

Wolfram Reuter erinnert sich an Kopfweh in Potsdam. Sie waren doch meist im Herbst unterwegs, Braunkohleduft lag schwer in der Luft. Dass sie als Westdeutsche im Jugendclub Gera willkommen waren, "DDRler aber draußen bleiben mussten", ist ihm bis heute peinlich. Die Kinderperspektive nimmt Ingrid Rufflar ein, die in Mellrichstadt (West) direkt an der Grenze aufwuchs. Nie konnte sie begreifen, warum hier die Welt aufhörte. Es klingt noch immer Jubel in ihrer Stimme, wenn sie sagt: "Ich bin so glücklich, dass die DDR nicht mehr da ist."

Jedes Piontek-Bild erzählt eine Geschichte. Vom Konditormeister Welsch, der ein Schild "Kaufe sauberes Zeitungspapier" in sein nur mit einem Blumentopf geschmücktes Schaufenster hängte. Die Litfaßsäule, schief wie der Turm zu Pisa, mit dem Plakat: 30 Jahre DDR. Ein Ehepaar bei der Autopflege. Und immer wieder Schaufenster mit bescheidener Auslegeware.

Montag bis Freitag, 9 bis 20 Uhr, bis 28. Oktober, VHS-Galerie

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