Rauer Christbaummarkt
Region Heilbronn Heimische Anbauer kritisieren Marktstrategie der Handelsriesen

Region Heilbronn - Was zurzeit im Handel mit Weihnachtsbäumen passiert, hat wenig mit dem Fest der Liebe zu tun. Die Konkurrenz ist groß. Heimische Christbaum-Anbauer klagen über die Mitbewerber in den großen Bau- und Pflanzenmärkte mit ihren Billigangeboten. „Für 6,99 Euro kann man keine Nordmanntanne in guter Qualität anbieten“, kritisiert Ulrich Koch die Preisgestaltung der Branchenriesen. Seit vielen Jahren zieht er im Zabergäu die Nadelgehölze hoch und verkauft sie in Lauffen und Bietigheim. Bei ihm kommen ausschließlich Bäume in den Verkauf, die hier gewachsen sind. „Da weiß ich wenigstens, das war mein Baum.“ Ein Exemplar der ersten Qualitätskategorie koste bei einer Größe von etwa 2,40 Meter im Verkauf zwischen 35 und 40 Euro. Das sei ein faires Angebot. Schließlich wächst der Baum zwischen elf und 15 Jahre, bis er so groß geworden ist.
Lockangebote Regionale Erzeuger wie Koch nehmen für sich in Anspruch, ökologisch sinnvoll, nachhaltig und mit hohem Qualitätsanspruch zu wirtschaften. Anders als riesige Monokulturen wie etwa in Dänemark, wo sich die Pflanzen- und Baumärkte mit Christbäumen eindecken. Zudem fallen die weiten Transportwege weg. Da Weihnachtsbäume in diesem Jahr durch die extrem gestiegene Nachfrage in China und Russland knapp sind, kämen auch Gehölze dritter und vierter Wahl in den Handel. Ware, die noch vor wenigen Jahren „verschrottet“ wurde, wie Bent Ziegler vom „Arbeitskreis Heimischer Christbaum Baden-Württemberg“ bestätigt.
Für Koch sind die Aktionsbäume schlicht Lockangebote, mit denen die Branchenriesen Kunden in ihre Märkte bringen. „Dann sind sie schon mal da, und wenn ihnen der Billigbaum dann doch zu mickrig ist, nehmen sie einen, der dann viel mehr kostet.“ Das beklagt auch Friedrich Layher, mit seinen 40 Hektar im Zabergäu einer der größeren im regionalen Christbaumgeschäft. Der Eibensbacher wünscht sich wie sein Kollege Koch mehr Ehrlichkeit in der Branche. Woher die Bäume stammen, das sei ein heikles Thema. Doch Friedrich Layher hat kein Problem damit, einzuräumen, dass er selbst 40 Prozent seiner Ware aus Dänemark bezieht. Anders sei die Nachfrage nicht zu stillen. Er setzt an den großen Bau- und Pflanzenmärkte vor allem die Angebotsgestaltung aus, „die das Preisbild kaputt macht“. Der Kunde verliere das Gefühl für den Wert der Pflanze. „Man denkt, die eigene Arbeit ist nichts mehr wert“, ergänzt Alfred Storz, dessen Familie in der dritten Generation in Cleebronn Bäume in kleinen Mengen verkauft. Was zurzeit auf dem Markt passiere, „tut weh“.
Verbrauchsgegenstand Klaus Kölle ist einer der Großen. Er verteidigt sein Konzept, mit günstigen Angeboten Kunden in die Filialen des Heilbronner Gartenbauunternehmen zu bringen. Darum habe er auch die Gewinnmargen im Christbaumgeschäft verringert. Kölle kauft seine Bäume hauptsächlich im Sauerland ein – nicht in der Region. Der Grund: „Die Qualität, die wir brauchen, bekommen wir in unserer Gegend nicht.“ Für den Standard in seinen Märkten seien die heimischen Böden „zu gut“. In den kargeren Gegenden gedeihe eine widerstandsfähigere Nordmanntanne. Kölle versichert: „Wir kaufen nur Erste-Kategorie-Bäume ein.“
„Letztendlich entscheidet der Kunde“, betont Johanna Meesen, Sprecherin von 334 Obi-Baumarkt-Filialen deutschlandweit. Ihr Unternehmen ordere „größtenteils“ im Sauerland und Dänemark. Auch Meesen verteidigt die Preisgestaltung ihres Hauses. Schließlich sei der Christbaum ein Verbrauchsgegenstand, „der nach Weihnachten weg ist“, und für den viele nicht mehr als 20 Euro zahlen wollen. „Der Trend geht eben auch bei Weihnachtsbäumen zu billig.“