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Neue Weinkönigin steht gerne Kopf

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Mirjam Kleinknecht fährt Rhönrad, studiert Agrarwissenschaften und zieht Straßenfeste der Disco vor

Von Kilian Krauth
Küsschen von den Prinzessinnen für Mirjam Kleinknecht.Foto: Werner Kuhnle
Küsschen von den Prinzessinnen für Mirjam Kleinknecht.Foto: Werner Kuhnle

Schwaigern - Als die frisch gekürte Württembergische Weinkönigin am Tag nach ihrer Wahl mit Freunden und ihrem „Prinz“ Timo Erath eine kleine Siegerrunde dreht, trifft Mirjam Kleinknecht im Heilbronner Szene-Lokal Green Door prompt auf ihre frisch gekürte Kollegin Cathrin Bihlmayer. „Dabei bin ich eigentlich gar kein Disco-Gänger“, gibt die 21-Jährige zu verstehen. Auf Weindörfern, Straßenfesten, in Besenwirtschaften fühlt sie sich wohler, ganz wie es sich für die höchste Repräsentantin der heimischen Weinwirtschaft gebührt. So war der erste offizielle Auftritt am Sonntag beim Gellmersbacher Weindorf eher nach ihrem Geschmack - ebenso wie die anschließende Einkehr im In-Besen der Familie Leiss.

Die etwas provokante Frage, ob es für eine junge Frau nicht ermüdend sei, sich ständig mit Funktionären, zumal mit älteren, umgeben zu müssen, kontert Mirjam Kleinknecht souverän. „Das mag auf Fotos so scheinen“, meint sie. In Wirklichkeit verhalte es sich mit der Weinbranche wie mit den deutschen Weinen überhaupt: „Alles ist inzwischen frischer, spritziger, moderner als früher.“ Zum Ausdruck bringen will sie dies nicht zuletzt mit ihrer „Berufskleidung“, die sie dem Anlass entsprechend wählt. Selbst beim Wahlabend trug sie wie ihre Prinzessinnen Cathrin Bihlmayer und Juliane Heege ganz bewusst kein Dirndl. „Das haben wir vorher so beschlossen. Dirndl haben bei uns keine Tradition und sehen oft plump aus.“

Landesmeister Mirjam Kleinknecht ist um keine Antwort verlegen. Aber nicht nur verbal ist die sympathische junge Dame auf Zack: Mit dem Rhönrad („Schwindelig wurd’s mir noch nie“) hat sie es mit der Frauenmannschaft des TSV Schwaigern bis zur Landesmeisterschaft gebracht. Und als Trainerin der neunjährigen Kaysim Hamann steht sie gar auf dem Sprung in die Bundesklasse. Als Hobbys nennt sie außerdem Snowboarden, Joggen und Tiere, „vor allem Ponys“.

Die Tochter von Doris und Gerhard Kleinknecht ist auf dem gut 50 Hektar großen Familienbetrieb mit zwei Geschwistern aufgewachsen. „Alles, was man auf dem Hof so machen muss“ hat sie von klein auf gelernt: vom Schlepperfahren bis zum Rebenschneiden. Während ihrer Schulzeit am Heilbronner Theodor-Heuss-Gymnasium, wo sie 2006 ihr Abitur machte, absolvierte sie in der Heuchelbergkellerei Schwaigern ein Schulpraktikum, um dort später innerhalb von neun Wochen alle Abteilungen zu durchlaufen. Derzeit studiert sie im dritten Semester an der Universität Hohenheim Agrarwissenschaften: auch wenn ihr Lehrer ihr wegen guter Noten in Mathematik und Physik zum Lehramt geraten hatte und sie selber mit Psychologie liebäugelte. „Die Agrarbranche ist vielfältiger. Und langsam geht es ja wieder bergauf.“ Auf ein berufliches Profil will sie sich noch nicht festlegen lassen. So könnte sie sich sowohl vorstellen die Geschäftsführung einer Genossenschaft als auch den eigenen Hof zu übernehmen.

„Doch zuvor muss ich erst mal sehen, was in diesem Jahr auf mich zukommt“. Zum Beispiel 150 Grußworte. Auch hier will sie die Rede je nach Anlass gestalten: „Bei Festen mit einem Reim, aber wenn’s passt auch weinbaupolitisch.“

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