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Lärm treibt Anwohner auf Barrikaden

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Heilbronn - Die Wertwiesenpark-Anwohner wollen sich den Lärm nicht länger gefallen lassen. Sie fühlen sich von Behörden und der Polizei allein gelassen, haben darum eine Bürgerinitiative (BI) gegründet und 154 Unterschriften gesammelt. Ihre Forderung: Keine Großveranstaltung mehr im Park.

Von Helmut Buchholz
Wehren sich gegen den Krach: Hartmut Seyfang mit Messgerät und Ulrich Fischer mit Unterschriftenliste auf der Terrasse des Seyfang-Wohnhauses.Foto: Guido Sawatzki
Wehren sich gegen den Krach: Hartmut Seyfang mit Messgerät und Ulrich Fischer mit Unterschriftenliste auf der Terrasse des Seyfang-Wohnhauses.Foto: Guido Sawatzki

Heilbronn - Die Wertwiesenpark-Anwohner wollen sich den Lärm nicht länger gefallen lassen. Sie fühlen sich von Behörden und der Polizei allein gelassen, haben darum eine Bürgerinitiative (BI) gegründet und 154 Unterschriften gesammelt. Ihre Forderung: Keine Großveranstaltung mehr im Park.

Die Listen mit den Namen wollen sie nun dem Oberbürgermeister übergeben. „Es geht schließlich um unsere Gesundheit“, erklärt Ulrich Fischer (73), einer der Aktivisten der BI. Sein Nachbar Hartmut Seyfang (68) ist wie viele andere im Viertel wütend: „Jahrelang haben wir den Krach hingenommen, jetzt reicht es. Der Park ist grundsätzlich für elektronisch verstärkte Lautsprecheranlagen ungeeignet.“

Kaum Kontrollen

Die genervten Anwohner wollen nicht länger hinnehmen, dass seit Jahren - wie sie sagen - die Veranstaltungen an Zahl und Lautstärke zunehmen. Außerdem werde kaum kontrolliert. Hartmut Seyfang hat sich ein Messgerät gekauft und ist damit dem Geräuschpegel selbst auf den Grund gegangen. Das Ergebnis: Bei einer Veranstaltung am 13. September hat er um 11.30 Uhr auf seiner Terrasse im Hohrain 100 Dezibel gemessen. So laut wie ein Presslufthammer. Seyfang hat auch unmittelbar vor der Bühne im Park gemessen und festgestellt: „Bei uns oben im Wohngebiet ist es lauter als im Park.“ Der Grund: Der Hang zum Hohrain wirke wie ein Verstärker für den Schall. Die Bäume im Park reflektieren ihn außerdem. Hartmut Seyfangs Schlussfolgerung: „Der Wertwiesenpark ist von der Topographie her völlig ungeeignet für diese Art der Veranstaltungen.“ Selbst wenn vor den Lautsprechern die Grenzwerte eingehalten werden, würden sie im Wohngebiet überschritten. Vor Jahren seien schon die Nachtigallen, die im Hang heimisch waren, von der Akustik vertrieben worden, berichtet Ulrich Fischer. Dabei sei der Park doch 1985 als „Grün- und Erholungsraum“ angelegt worden.

Der „Gipfel des Unzumutbaren“ sei aber die Techno-Party Ende August gewesen. „Zwölf Stunden lang dauerte das Gehämmer der überstarken Bässe: Der Boden, die Fenster, die Wände und der eigene Körper vibrierten so stark, dass viele Leute von einem Engegefühl in der Brust und von Kreislaufproblem berichtet haben“, erinnert sich Hartmut Seyfang. Dass sie jetzt, drei Monate später, auf die Barrikaden gehen, habe einen guten Grund: Sie wollen damit demonstrieren, dass der Protest gegen den Lärm nicht mit der Zeit abebben wird.

In Not

Fischer und Seyfang glauben, dass ihnen ein Stadtrat fehlt, der in der Nähe wohnt. Denn dann wären die Verantwortlichen selbst betroffen. Vielleicht würden sie so einsehen, wie groß die Not ist. Hartmut Seyfang schlägt daher vor, die lauten Veranstaltungen auch mal im Pfühlpark stattfinden zu lassen. Die Theresienwiese wäre ohnehin geeigneter, so wie alle Orte, die nicht so nah an einem Wohngebiet liegen wie der Wertwiesenpark. Vielleicht ließe sich auch auf dem Bundesgartenschau-Areal ein Open-Air-Gelände schaffen.

Stadtsprecher Christian Britzke widerspricht: Die Anzahl der Veranstaltungen habe in den vergangenen Jahren nicht signifikant zugenommen. Um den Belangen der Anwohner Rechnung zu tragen, mache das Ordnungsamt bei Bedarf bestimmte Auflagen wie zum Beispiel zeitliche Beschränkungen. Teilweise werden auch - „ziemlich kostspielige“ - Lärmmessungen vorgeschrieben. Insbesondere dann, wenn mit dem Veranstalter „schlechte Erfahrungen“ gemacht wurden.

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