Günter Grass, Franz Müntefering und Heilbronn
Erinnerungen Günter Grass und Heilbronn: In den Tagen, da der Literatur-Nobelpreisträger
Erinnerungen Günter Grass und Heilbronn: In den Tagen, da der Literatur-Nobelpreisträger wegen seines 80. Geburtstages gewürdigt wird, erinnert sich Heilbronn an ein Bild aus dem Jahr 1985, das den großen deutschen Literaten auf der Waldheide zeigt. Ein Kunstwerk war unserem unvergessenen Kollegen Hermann Eisenmenger mit diesem fotografischen Scherenschnitt eines wahrhaft historischen Moments gelungen: Wie Grass, die obligate Pfeife in der Hand, die Baskenmütze auf dem Kopf, auf einer Leiter stehend das hoch gesicherte Militärgelände betrachtet, auf dem sich kurz zuvor ein tödliches Unglück im Umgang mit den atomaren Pershingraketen ereignete. Knapp zehn Jahre zuvor hatte Grass mit seinem „Koch Grün“ eine Lokalposse ausgelöst: Der Wirtesprecher und Harmonie-Wirt Frieder Weber echauffierte sich über die Radierung in einer Ausstellung des Kunstvereins, das einen Koch mit einem Penis im Mund zeigt. Dem skurrilen Gerichtsstreit entsprang das Grass’sche Kunstwerk „Die Heilbronner Köche“.
Fangemeinde Es waren legendäre Auftritte, wenn Grass als Wahlkämpfer für Willy Brandt und Erhard Eppler die Festhalle Harmonie aus den Nähten platzen ließ. So viel Zuspruch war Franz Müntefering diese Woche nicht vergönnt, als er zunächst bei den Genossen im Theater, dann bei den Unternehmern im Haus der Wirtschaft sprach. Seine Parteifreunde und die in ihrer Mehrheit nicht der SPD zugeneigten Unternehmensführer waren aber gleichermaßen vom Auftritt des Vizekanzlers begeistert. Vor allem die Authentizität des Arbeitsministers begeisterte sie. Die SPD-Basis steht zurzeit eher auf der Seite von Parteichef Kurt Beck. Im Heilbronner Theaterfoyer aber bekannten sich vor allem Jusos zu den Ansichten Münteferings. Der alte Parteikämpfer ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihn die Tage des Streits umgetrieben haben. So nahm er sich sogar die Zeit, neue Parteimitglieder mit ein paar Anekdoten willkommen zu heißen. Rainer Hinderer, Vorsitzender des SPD-Kreises Heilbronn-Stadt, gab seinerseits „dem Franz“ mit auf den Weg, dass er „Moses zu den Siegertypen“ zähle.
Zurückhaltung Kein einfaches Geschäft betreiben Bernhard Winkler, der Heilbronn-Marketing-Chef, und die Organisatoren der Unterland-Ausstellung „Regio live“ der Nürnberger Messemacher AFAG. Während in Stuttgart die große Landesmesse protzt und mit Aufsehen erregenden Großevents wirbt, verliert die kleine regionale Verbrauchermesse an Attraktivität. Im Laufe der Jahrzehnte sind rund um „Regio live“ die Veranstaltungen aus dem Boden geschossen. Sie graben den traditionellen Schauen das Wasser, sprich: die Besucherströme ab. Hinzu kommt: In Zeiten, da jeder mit dem Billigflieger überall hinkommt, locken ferne Welten als Gipsnachbauten wirklich nicht mehr. Zwei Mal Ägypten, nächstes Jahr Thailand - diese Zusatzschauen machen den Rückgang nicht wett. Und ersetzen nicht zwei große Aussteller, die 2008 nicht mehr dabei sein werden: SWR und Audi haben sich von der Theresienwiese verabschiedet.