Geschickt durch „Himmel und Hölle“
Die alten Kinderspiele sind nützlicher als die Alten geahnt haben

Knopf am Faden, Stelzenlaufen, Springkreisel - die alten Kinderspiele sind Geschicklichkeits- und Bewegungsspiele und viel moderner, als man glaubt. Denn sie fördern gezielt die Grob- und Feinmotorik der Heranwachsenden. Die Veranstaltung „Ene mene miste“ des Kolping-Bildungszentrums Heilbronn zeigte, wie wichtig Bewegung für das Lernen ist.
„Zu Anfang des 20. Jahrhunderts kannten die Kinder noch rund 100 Spiele im Freien. Heute kennen sie noch fünf“, berichtet der Bundesvorsitzende der Aktion humane Schule, Detlef Träbert. Die Bedingungen fürs Spiel im Freien sind heute auch schlechter als etwa in den 50er Jahren. Da gab es weniger Autos und mehr wilde Grünflächen. Es gab auch mehr Geschwister, so dass manche Beule unbemerkt blieb oder von der viel beschäftigten Mutter mit einem Pflaster und dem Ratschlag „Pass halt auf“ abgetan wurde. Das machte selbstständig.
Träbert plädiert für die tägliche Bewegung an der frischen Luft. „Schulkinder sollten, wenn immer möglich, zu Fuß zur Schule gehen und nicht mit dem Auto gefahren werden“, fordert der Pädagoge. „Wenn der Körper in Bewegung ist, fließt auch der Geist besser.“ Bei Störungen der Körperkoordination sei eine Therapie nicht immer nötig. Schon Angebote im Kindergarten könnten helfen.
Pures Fingertraining Wer oft stolpert, muss einfach mehr laufen, wer mit der Schere ungeschickt ist, sollte durch Sortieren von Körnern oder Steinchen die Feinmotorik der Finger trainieren. Oder einmal mit der Strickliesel üben. Oder mit der Klapperschlange spielen: fünf durch Bänder zusammengehaltene Holzbrettchen lassen sich durch geschicktes Hantieren in einer ständigen Abwärtsbewegung halten. Oder bei „Himmel und Hölle“ auf einem Fuß hüpfend einen Stein in vorgemalte Felder schubsen.
Die rund 40 Teilnehmerinnen konnten nach dem Vortrag die Springseile und Hula-Hoop-Reifen selbst ausprobieren und Spiele „von früher“ aufschreiben. Wie ging noch einmal „Kaiser, wie viel Schritte schenkst du mir“? Wie fabriziert man ein Wollpüppchen? Wo kann man heute noch mit dem Absatz eine Mulde in die fest gestampfte Erde drehen und Murmeln spielen?
Was die Alten nicht wussten, aber richtig machten, ist heute wissenschaftlich belegt: Körperliche Bewegung führt zu einer Ausschüttung von Neurotransmittern im Gehirn. Dadurch verbessert sich das Wohlbefinden. Das Selbstvertrauen wird erhöht, Angstzustände werden reduziert und die bessere Sauerstoffversorgung des Gehirns steigert das Konzentrations- und Reaktionsvermögen.