Folter wie im tiefsten Mittelalter
Heilbronn - Mönchseegymnasiasten diskutieren mit dem Autor Alexander Bahar
Heilbronn - Daumenschraube, Streckbank und Würgeeisen. Wer jetzt denkt, dass es Folter nur im finstersten Mittelalter gab, liegt falsch. Auch heute werden Menschen gequält, um Aussagen zu erzwingen. Folter ist kein Tabu. Deshalb hat Alexander Bahar sein Buch geschrieben. Im Mönchseegymnasium stellt er es den Schülern der 12. und 13. Klasse vor.
„Auf dem Weg in ein neues Mittelalter? Folter im 21. Jahrhundert“ heißt das neue Buch von Bahar. Im Geschichtsunterricht von Christel Banghard-Jöst liest er vor und stellt sich den Fragen der Gymnasiasten. Bahars Familie stammt aus dem Iran, Freunde seines Vaters haben dort Folter erleiden müssen. Mit seinem Buch möchte Bahar Menschen wachrütteln und zeigen, warum Folter unter keinen Umständen zu akzeptieren ist.
Das Herzstück seines Buches sind die Verhörmethoden der CIA. Praktiken wie den Kopf gegen die Wand schlagen, Pfefferspray in die Augen sprühen oder erzwungene Nacktheit seien von der CIA explizit erlaubt, betont Bahar. Solche Foltermethoden würden seit dem 11. September 2001 verstärkt angewandt. Im Klassenzimmer ist es totenstill, aufmerksam verfolgen die Schüler den Vortrag. „Ich finde es richtig, dass diese Grausamkeiten endlich an die Öffentlichkeit gebracht werden“, sagt Theresa Böhringer aus Neckarsulm.
Trotz der Ankündigungen: Auch unter dem neuen US-Präsidenten Barack Obama ist Folter immer noch nicht verboten. Trotz vieler Versprechungen ist Guantanamo nicht geschlossen, die Misshandlungen auf der Gefängnisinsel gingen weiter. Bahars Bericht erschreckt die Schüler. Außerdem weigere sich Obama Anklagen gegen erwiesene Folterer zuzulassen.
Sogar in Deutschland halte manch seriöser Jurist oder Politiker Folter unter bestimmten Umständen für „anwendbar“, beispielsweise zur Terrorbekämpfung. Bahar hält das für eine extrem gefährliche Einstellung: „Das Problem ist, dass es keine Grenzen gibt. Es entwickelt sich eine Spirale der Gewalt.“ Er kann sich gut vorstellen, dass die Bundesregierung die eine oder andere Aussage in seinem Buch dementieren lässt. akb