Fitzelarbeit im großen Stil
Heilbronn - Was eine Schar von bis jetzt 23 Damen in ihren Büros ganz in der Nähe der Behördenkantine tut, ist ziemlich schwere Kost.

Heilbronn - Was eine Schar von bis jetzt 23 Damen in ihren Büros ganz in der Nähe der Behördenkantine tut, ist ziemlich schwere Kost. Sie übertragen die Angaben von Grundbüchern in den Computer − mehr als 1000 pro Woche, insgesamt 70 000 pro Jahr. Eine regelrechte Fitzelarbeit. Durch die Privatisierung der Notariate geht das Grundbuchamtsgeschäft jetzt in staatliche Trägerschaft über. Das Heilbronner Amtsgericht hat gestern sein sogenanntes Erfassungszentrum eröffnet. Es ist eines von insgesamt zwölf im Land. Sie ersetzen die 668 Grundbuchämter bei den Notariaten in Baden-Württemberg, die bisher die ersten Adressen für Grundstücks- und Immobilieneigentümer waren.
Dass die Aufgabe keine leichte ist, unterstrich die Vizepräsidentin des Stuttgarter Oberlandesgerichts, Cornelia Horz, bei der Eröffnung des Zentrums: "Ein vergleichbares Projekt gab es in den vergangenen Jahrzehnten nicht." Bis 2013 sollen alle Grundbücher, auch die mehr als 100 Jahre alten, in digitaler Form vorliegen. Gleichzeitig werden die zum Teil überholten Eintragungen auf den neuesten Stand gebracht. Das bedeutet nicht nur Schwerstarbeit für die Fingerkuppen der Erfasser, sondern auch für die Augen. Teilweise sind die uralten Bücher verblasst, und die Eintragungen in Sütterlin- oder Handschrift verfasst.
Das Erfassungszentrum ist Organisationsteil des Heilbronner Amtsgerichts, aber mit seinen 43 Arbeitsplätzen größer als so manches Amtsgericht im Land. Heilbronns Präsident Reiner Hettinger freute sich über den Zuwachs in seiner Justizbehörde. "Wir sind gekommen, um zu bleiben", zitierte er ein Lied der deutschen Musikgruppe "Wir sind Helden", das zu den neuen Aufgaben passen würde. Wie auch der Name der Band eine passende Assoziation zu den Mitarbeitern sei, die die Daten erfassen. Die Räume im Behördenzentrum an der Wilhelmstraße waren frei, weil ein Teil der Abteilungen des Landratsamtes in den Neubau der Kreisbehörde an der Lerchenstraße umgezogen ist.
Zusatzservice 
Die Kärrnerarbeit ist kein bürokratischer Akt um seiner selbst Willen. "Es ist schlichtweg ein zusätzlicher Service für unsere Bürger", sagte Cornelia Horz vom Oberlandesgericht. "Und eine Vereinfachung des Systems." Die Zeit dränge. "Denn die Gelder, die uns zur Verfügung stehen, müssen effizient eingesetzt werden." Leiterin des Erfassungszentrums ist Anne Tobien, die sich auf ihre Aufgabe freut und sich etwas wundert, dass bisher nur Frauen eingestellt wurden, um den Job zu machen.
Eines bleibt jedoch in dem geregelten Behördenwerk noch ungeregelt. Wo die Berge von unzähligen Grundbüchern nach ihrer Digitalisierung deponiert werden, ist noch nicht entschieden. Sie sollen irgendwo zentral in Baden-Württemberg in einem Archiv bleiben.
 Stimme.de
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