Familienzentrum statt Jugendtreff
Neue Angebote im Böckinger Bürgerhaus − Was wird aus Bücherei und Gaststätte?

Heilbronn - Der Jugendtreff im Böckinger Bürgerhaus soll in einem Familienzentrum für Jung und Alt aufgehen. Einzugsgebiet: Alt-Böckingen. Das Konzept für das umfassende Angebot stellte Familien- und Jugendamtsleiter Manfred Urban bei der Sitzung des Böckinger Rings am Montagabend im Bürgerhaus vor. Mit den Familienzentren, wie sie zum Beispiel bei Arkus in der Südstadt entstehen, verfolge die Stadtverwaltung mehrere Ziele: Beratungsangebote vor Ort anbieten, hin zu den Zielgruppen, weg von der Komm-Struktur. "Wir wollen künftig nicht nach Gruppen einteilen, sondern generationenübergreifend handeln", so Urban. Grund für das neue Konzept des Familienzentrums sei unter anderem der demografische Wandel. "Wir werden vor allem mehr Menschen über 80 haben und mehr Einwohner, die an der Armutsgrenze leben."
Maßgeschneidert Was soll in dem Familienzentrum passieren? Es gibt beispielsweise schon Schülerbetreuung im Noch-Jugendtreff. Geplant sind Elternfrühstücke. Böckinger sollen die Räume aber auch für ihre Feiern nutzen können. Die Liste der Möglichkeiten ist noch nicht fertig. "Wir wollen für jeden Standort des Familienzentrums ein maßgeschneidertes Angebot", betonte Urban. Ein "Begleitkreis", in dem zum Beispiel Vertreter von Awo, Diakoniestation und Böckinger Ring sitzen, soll den Schneider für den Maßanzug spielen.
Die Idee kam beim Böckinger Ring prima an. Allerdings mischte sich die Zustimmung mit einiger Kritik. Zum Beispiel mit der von SPD-Stadtrat Herbert Tabler: "Wo soll die Bücherei künftig hin?" Urban antwortete: "Wir wissen es noch nicht." Tabler − und nicht nur er − befürchtet, dass die Bibliothek mit ihren sehr guten Ausleihzahlen womöglich an den Rand des Ortes ziehen muss. Unklar bleibt auch, ob die Gaststätte im Bürgerhaus von den Plänen betroffen ist. Der Vorsitzende des Böckinger Rings unterstrich, "dass das Lokal nicht geschlossen werden darf". Man brauche die Gaststätte für viele Festivitäten Böckinger Bürger.
Ob das alte Rathaus in unmittelbarer Nähe zum Bürgerhaus etwas mit den Umzugsplänen zu tun hat? Als Gerücht schon. Bis jetzt wird es unter anderem von Awo und Gesangsvereinen genutzt. Bleibt noch die Reinöhlschule, deren Schüler zurzeit in der Disco des Jugendtreffs ihr Mittagsvesper einnehmen. Der Raum hat kein Tageslicht. Nicht das einzige Problem der Schule, die mit ihrem Sanierungsstau kämpft und mit dem Ganztagesbetreuungsangebot an der Kapazitätsgrenze angelangt ist. Viele Baustellen, bei denen die Böckinger mehr mitreden wollen. Ringvorsitzender Link sagte darum zu Amtsleiter Urban: "Wir sollten mit offenen Karten spielen."