Es war einmal eine Bahnmagistrale
Heilbronn - Längere Fahrzeiten müssen zurzeit alle in Kauf nehmen, die über die Frankenbahn die Züge des Fernverkehrs in Würzburg erreichen wollen. Vom 8. August bis zum 10. September hat nämlich die Deutsche Bahn ihre Frankenbahn zur "Bau-Zone" erklärt. Betrachtet man jedoch das derzeitige Fahrplanangebot mit dem vor fast 80 Jahren, so stellt man fest, dass sich einiges gebessert hat.
Heilbronn - Längere Fahrzeiten müssen zurzeit alle in Kauf nehmen, die über die Frankenbahn die Züge des Fernverkehrs in Würzburg erreichen wollen. Vom 8. August bis zum 10. September hat nämlich die Deutsche Bahn ihre Frankenbahn zur "Bau-Zone" erklärt. Betrachtet man jedoch das derzeitige Fahrplanangebot mit dem vor fast 80 Jahren, so stellt man fest, dass sich einiges gebessert hat.
Fernverkehr
Kaum ein Heilbronner erinnert sich noch an die Fernzüge, die schon 1934 und fast bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Heilbronner Hauptbahnhof Halt machten. Fast ganzjährig konnte man mit vier D-Zügen den Berliner Anhalter Bahnhof ohne Umsteigen erreichen. Die Züge, die bis 1939 teilweise Kurswagen von Rom und Mailand sowie Speise- und Schlafwagen mit sich führten, ließen auch in der Käthchenstadt einen Hauch der großen Bahnwelt spüren. Wem dies jedoch nicht genügte, der konnte durch Umsteigen in Osterburken Schnellzüge aus Paris/Saarbrücken nach Dresden/Berlin oder sogar Breslau erreichen.
Die Züge fuhren damals über die kurvenreiche Rennsteigbahn und passierten dabei Schweinfurt, Suhl, Erfurt und Halle oder Leipzig. Die Hauptursache, dass nach 1945 dieser Fernverkehr entfiel, war die Unterbrechung der Strecke infolge der deutschen Teilung.
Nach dem Mauerfall wurde versucht, diese Fernverbindung wieder zu beleben. Einem D-Zug nach Berlin und dem nachfolgenden Inter Regio nach Erfurt war allerdings kein langes Leben beschieden. Die Topographie der Strecke und die Notwendigkeit des Fahrtrichtungswechsels erlaubten nicht die Fahrzeiten, die heute im Fernverkehr gefordert werden. Als Ausgleich für den entgangenen Fernverkehr wurde bereits ab den 50er Jahren längere Zeit neben wenigen regionalen Schnell- und Eilzügen ein D-Zug-Paar der Relation Genua/Zürich-Hamburg angeboten. Ein Schnellgüterzug Bremerhaven-Stuttgart setzte zudem im bescheidenen Güterverkehr einen Glanzpunkt.
Nahverkehr
Um auch heute ein Angebot für weite Fahrten zu bieten, setzt die Bahn anstelle der vier D-Züge aus der Vorkriegszeit fast im Stundentakt 13 Regionalexpresszüge nach Würzburg ein, wo Anschluss an das Fernverkehrsnetz besteht. Benötigte 1935 der schnellste Zug von Heilbronn nach Würzburg ohne weitere Halte eine Stunde und 53 Minuten, so ist heute ein Regionalexpress mit fünf Zwischenstopps fast eine halbe Stunde schneller.
Zwölf Züge
Angesichts der heutigen Mobilität sind Wünsche nach einem größeren Angebot durchaus berechtigt. Freilich hat sich auch hier gegenüber 1935 einiges gebessert. Statt sieben verkehren heute zwölf, jedoch nicht immer durchgehende Züge, zwischen Heilbronn und Osterburken. Wenn sich auch heute die Fahrzeit in dieser Relation von etwa eineinhalb Stunden auf etwa eine Stunde reduziert hat, so muss im Nahverkehr das Angebot attraktiver gestaltet werden.
Wohl liegt Heilbronn weiter im Schnittpunkt der großen Magistralen Italien/Schweiz-Berlin und Paris-Nürnberg/Prag. Dennoch dürften in absehbarer Zeit keine Fernverkehrszüge auf diesen Strecken fahren. Die Anpassung dieser Bahnlinien an höhere Geschwindigkeiten wäre zu kostspielig.