Außer Äußerlichkeiten hat sich nichts geändert
Heilbronn - Sechs Monate nach Eröffnung des Klosterhof-Kaufhauses zeigt sich die Einkaufsstadt wie eh und je. Als Frequenzbringer war das Großprojekt geplant. Außer am Kiliansplatz bringt es nirgends Frequenz. Nun soll die alte Müllerfiliale in der Sülmerstraße Mitte Oktober geschlossen werden.

Heilbronn - Manchmal sprechen gerade jene Antworten, die nicht vielsagend klingen, Bände. Durch den neuen Klosterhof-Kaufhauskomplex, sagt eine 26-jährige Brackenheimerin bei einer Umfrage unserer Zeitung in der Innenstadt, habe sich an Heilbronn „nichts Grundlegendes verändert“.
Zu Drogeriemarkt Müller geht sie jetzt nicht mehr in die Sülmerstraße, sondern an den Kiliansplatz, weil das „zentraler ist“. Aber sonst? Hat Heilbronn dadurch gewonnen, dass vor einem halben Jahr das neue Geschäftshaus eröffnet hat? „Nicht unbedingt“, findet die junge Frau.
Ganz so würde das Citymanager Jörg Plieschke nicht ausdrücken. „Von der Architektur her ist das Gebäude schön geworden“, sagt er. Enttäuscht seien die Heilbronner Händler aber über fehlende Auswirkungen auf die Seitenstraßen: „Klarastraße, Kilianstraße, östliche Kaiserstraße - da ist nichts zu spüren.“ Als Frequenzbringer war das Großprojekt geplant. Außer am Kiliansplatz bringt es nirgends Frequenz. Plieschke: „Da sind wir, anders als bei der Stadtgalerie, nicht glücklich.“
Reizthema

Als Geschäftsführer des Sporthauses Saemann an der Kaiserstraße ärgert sich Gauß außerdem über die einseitige Orientierung des Geschäftshauses zum Kiliansplatz hin. Architektonisch sei die Fassade zwar ein „großer Gewinn“. Den kaiserstraßenseitigen Zugang zum Gebäude allerdings halten Passanten eher für einen Ausgang oder Hintereingang, und eines der vier Schaufenster dort steht selbst sechs Monate nach der Eröffnung immer noch leer. Der Nutzen für die Kaiserstraße „ist gleich null“, so Gauß. „Ein Flop.“

Anders sieht es bei Drogeriemarkt Müller aus. Nach Informationen der Heilbronner Stimme soll die alte Müllerfiliale in der Sülmerstraße Mitte Oktober geschlossen werden. Die Mitarbeiter wurden bereits informiert. Ein Großteil von ihnen wird in die neue Filiale wechseln. „Heilbronn verträgt nicht zwei so große Müller“, kommentiert ein Insider. An Kundschaft mangelt es der alten Filiale dem Augenschein nach allerdings nicht: Viele kaufen aus Gewohnheit dort ein, auch am Freitagnachmittag war sie gut besucht.
Zaungäste

Heilbronner Großprojekt
Auf den Tag genau ein Jahr nach der Stadtgalerie hat am 5. März 2009 der Klosterhof-Kaufhauskomplex seine Türen für die Kundschaft geöffnet. Die Einkaufsfläche der Stadt wuchs um 11 000 auf 114 000 Quadratmeter. In vier separaten Läden sind Drogeriemarkt Müller und die Textilfilialisten C&A, Madison und New Yorker untergebracht. Madison ist aus der Fleiner Straße umgezogen, die anderen drei Filialisten sind seither doppelt vertreten.

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