Altkleidersammler machte einfach weiter
Privatfirma war im Namen eines Ortsvereins bis nach Mannheim unterwegs

Neuenstadt - Ein böses Erwachen hat der Ortsverein Neuenstadt des Deutschen Roten Kreuzes erlebt. Nachdem er erstmals ein privates Unternehmen mit der Altkleidersammlung beauftragt hatte und dafür das Logo und seinen Namen für Handzettel bereitstellte, tauchten solche Flugblätter in den folgenden Wochen in mehreren Orten des Landkreises Heilbronn und sogar bis Heidelberg und Mannheim auf.
Inzwischen ist dem Unternehmen das Sammeln per einstweiliger Anordnung zwar untersagt. „Ich hoffe, dass da nicht noch etwas nachkommt“, sagt Vereinsvorsitzender Dr. Hermann Frieben. Aber der Fall wirft auch ein Licht auf eine Geldquelle, die immer mehr versiegt.
Preise gesunken „Wir sind einer von nur neun Vereinen im Landkreis, die das Ersthelfer-vor-Ort-Konzept umgesetzt haben“, erzählt Frieben. Das bedeutet: Rettungssanitäter des DRK Neuenstadt werden bei Notfällen alarmiert und eilen zum Einsatz, um die Zeit zu überbrücken, bis Notarzt und Rettungswagen eingetroffen sind. „Die Helfer haben alles Nötige dabei, auch Defibrillatoren“, erläutert der Vorsitzende. „Und deren Verbrauchsmaterial kostet viel Geld.“
Das versuchte der Ortsverein unter anderem über Altkleidersammlungen hereinzuholen. Doch die Preise sind seit zwei Jahren in ungeahnte Tiefen abgesackt, berichtet der stellvertretende DRK-Kreisgeschäftsführer Gerd Kowalkowski. „Der Erlös ist so niedrig, dass die Vereine nicht einmal mehr die Kosten für Mietautos und Helfer hereinbekommen.“ Der DRK-Kreisverband hat daher umgestellt: Gut erhaltene Kleider werden nach wie vor über die eigene Kleiderkammer an Bedürftige weitergegeben. Was früher als Rohstoff an die Industrie ging, wird hingegen nicht mehr abgeholt. Der Ortsverein Neuenstadt hat darauf reagiert, indem er Kleidercontainer aufstellen ließ, die ein Sammelunternehmen regelmäßig leert, berichtet Frieben. Eben jenes Unternehmen, das er dann doch noch einmal mit einer Straßensammlung betraute.
Einstweilige Anordnung Das war im Oktober – und schon einige Tage später meldeten sich erste Nachbar-Ortsvereine beim Kreisverband, weil Flugblätter mit Verweis auf das DRK Neuenstadt aufgetaucht waren. „Meistens erfuhr ich zu spät davon, da war die Sammlung schon gelaufen“, erzählt Frieben. Zunächst forderte der Vorsitzende per Einschreiben die Firma auf, das Flugblatt nicht mehr mit dem Vereinsnamen zu verwenden.
Als dennoch weitere Fälle unter anderem im Zabergäu auftraten, folgte kurz vor Weihnachten durch einen Anwalt eine einstweilige Unterlassungsanordnung. „Die soll auch unterschrieben worden sein“, sagt der Vereinsvorsitzende. Noch liege sie ihm aber nicht vor.
Aus dem ganzen Dilemma hat er eine Lehre gezogen: „Man sollte nichts mündlich vereinbaren und das Sammelgebiet genau eingrenzen.“ Doch die Sache hatte auch ihr Gutes, ergänzt er: Künftig arbeiten die Neuenstadter mit einem Nachbarverein bei den Sammlungen zusammen.