Als Stadträte von der Stasi bespitzelt wurden
stellt dritten Band der „heilbronnica“ vor - Spannende Beiträge zur Regionalhistorie

Heilbronn Dies dürfte selbst für die, die damals dabei waren, neu sein: Als eine Delegation aus Heilbronn zu DDR-Zeiten in Frankfurt (Oder) die ersten zarten Bande für die spätere Städtepartnerschaft spann, wurde sie von der Stasi bespitzelt - zum Beispiel durch eine Fotokamera, die in einer Gießkanne versteckt war. Wer mehr wissen will, schlage im dritten Band der „heilbronnica“ nach. Unter anderem arbeitet Dr. Christhard Schrenk darin obige Annäherungsversuche auf. Dem Archivdirektor standen dafür sogar Stasiakten zur Verfügung.
Der neue Band versammelt 15 Aufsätze, die ein weites thematisches Spektrum an stadt- und regionalhistorischen Themen behandeln. Erstmals erscheinen die „heilbronnica“, darüber freuten sich bei der gestrigen Buchvorstellung allen voran Vereinsvorsitzender Dr. Christian Mertz und Fördervereinschef Günther Häuser, vereint mit dem traditionsreichen „Jahrbuch für schwäbisch-fränkischen Geschichte“ des Historischen Vereins Heilbronn.
Die Publikation verbinde „kein unnützes Expertentum“, wie Kulturbürgermeister Harry Mergel betonte, sondern trage zur persönlichen und sozialen Identitätsfindung dieser Stadt und ihrer Bewohner bei. Mergel verwies auf die Aktualität mancher Beiträge. Die Konflikte zwischen Fremden und Einheimischen thematisiert Thea Stolterfoht anhand der italienischen Kaufleute, die sich nach dem Dreißigjährigen Krieg hier niederließen. Wie Mitherausgeber und Autor Peter Wanner bei der Präsentation sagte, sei dieser „wichtige Beitrag zur Migrationsgeschichte“ des Heilbronner Raums im Rahmen des 25. Landespreises für Heimatforschung 2006 ausgezeichnet worden.
„Hochaktuell“ ist auch der Aufsatz über einen der größten Kunstschätze Heilbronns: Dr. Karl Halbauer hat den frisch sanierten Turm der Kilianskirche einer ausführlichen kunsthistorischen Beschreibung unterzogen.
Das 19. Jahrhundert bildet einen Schwerpunkt: Dr. Roland Feitenhansl beleuchtet die beiden Heilbronner Bahnhöfe des 19. Jahrhunderts und den Neubau der Nachkriegszeit. Dr. Joachim Hennze zeigt unter dem viel sagenden Titel „Streng und schön. Evangelische Kirchen des Landkreises Heilbronn im Stilwandel des 19. Jahrhunderts“ grundlegende kunsthistorische Zusammenhänge auf.
Dr. Dirk Reuter berichtet über eine „Affäre“ der „Heilbronner Kommunalpolitik zwischen Restauration und Reichsgründung“. Bei genauer Lektüre zeigt sich, dass es sich dabei um den Einzug der Parteipolitik in den hohen Rat handelt. Nicht zuletzt erforscht Peter Wanner die Verwandtschaft zwischen den Rittern von Talheim und denen von Weiler.
Eine „Bücherschau“ stellt die regionalgeschichtliche Literatur der vergangenen fünf Jahre vor, ein hilfreiches Register erschließt den Band.
heilbronnica 3. Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte. Herausgegeben von Christhard Schrenk und Peter Wanner: Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Heilbronn 17, Jahrbuch für schwäbisch-fränkische Geschichte 35, Stadtarchiv Heilbronn 2006, 422 Seiten, 19,50 Euro.