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Adidas-Blau stört Stadtbild

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Heilbronn - Roland Saupp versteht die Heilbronner Welt nicht mehr. Der Kaufmann und seit August 2007 Betreiber eines Adidas Fashion Stores soll sein Geschäft am Fuße des Hafenmarktturmes schließen. „Weil das Blau nicht in das Stadtbild passt und angeblich gegen die Gestaltungssatzung der Kommune verstößt“, zitiert der 31-Jährige die Bauverwaltung. Heilbronn sei eine Sandsteinstadt.

Von Joachim Friedl
„Jetzt gibt es eine Marke in der Stadt, und dann wird alles getan, dass sie wieder wegkommt.“
          Kaufmann Roland Saupp
„Jetzt gibt es eine Marke in der Stadt, und dann wird alles getan, dass sie wieder wegkommt.“ Kaufmann Roland Saupp

Heilbronn - Roland Saupp versteht die Heilbronner Welt nicht mehr. Der Kaufmann und seit August 2007 Betreiber eines Adidas Fashion Stores soll sein Geschäft am Fuße des Hafenmarktturmes schließen. „Weil das Blau nicht in das Stadtbild passt und angeblich gegen die Gestaltungssatzung der Kommune verstößt“, zitiert der 31-Jährige die Bauverwaltung. Heilbronn sei eine Sandsteinstadt.

Begonnen hat der Ärger um den 35 Quadratmeter großen Laden in der Sülmer-City im August. „Plötzlich ist jemand von der Baubehörde im Laden gestanden und hat mich aufgefordert, die Fassade abzumontieren.“ Für den Geschäftsmann eine nicht zu erfüllende Auflage, entspricht doch der in Blau und den drei markanten weißen Streifen gehaltene Eingangsbereich genau dem Adidas-Konzept eines Schuhkartons.

„Überall auf der ganzen Welt ist das die Erkennungsmelodie, dass in diesem Geschäft des Herzogenauracher Sportartikelherstellers ausschließlich Sport-Geschichte verkauft wird.“ Hier findet man neue Schuhe und neue Trikots, die vor Jahrzehnten Furore gemacht haben, weil Sportler mit ihnen große internationale Erfolge gefeiert haben.

Androhung

Als Roland Saupp der städtischen Forderung nicht nachkam, erhielt er Post aus dem Rathaus. In dem Brief wurde ihm angedroht, die Stadt werde die Werbeanlage kostenpflichtig abbauen lassen. Für den Kaufmann ein Schock. Er schaltete einen Rechtsanwalt ein, auch um die „Anregung“ der Stadt, einen Architekten mit einer neuen Farbgestaltung zu beauftragen, juristisch prüfen zu lassen.

„Die Werbeanlage wurde ohne die erforderliche Baugenehmigung angebracht“, begründet Jean-Christoph Pilz vom städtischen Baurechts- und Umweltamt das Vorgehen der Stadt. Aussagen in dem Brief, die nicht von ihm stammen, schwächt Pilz im Nachhinein ab: „Wir hätten die Fassade nicht abbauen lassen. Ein Zwangsgeld wäre wohl das Äußerste gewesen.“

Weshalb dieser Streit ausbrach, darüber wird in der Stadt nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen. Auslöser soll ein Mitbewerber gewesen sein, der zu „höheren Ebenen“ im Rathaus „gute Kontakte“ haben soll. Der „Schandfleck für die Stadt“, wie der Store in diesem Umfeld bezeichnet wird, hatte von diesem Zeitpunkt an eine politische Dimension. Insider sagen: Dass die Adidas-Fassade weg soll, ist nicht der Wille eines kleinen Beamten.

Dass der Marken-Shop doch noch eine Chance hat, will Jean-Christoph Pilz im Gespräche mit der Heilbronner Stimme nicht ausschließen: „Vielleicht lässt sich mit kleinen baulichen Veränderungen ein Kompromiss finden? Er sollte aber dieses Mal mit uns abgestimmt sein.“ Nach Rücksprache mit dem Sportartikelhersteller kann Saupp möglicherweise folgende Lösung anbieten: „Wir drehen die Farben einfach um: blaue Streifen, weiße Fassade.“

Negativ fiel den städtischen Fassadenschützern auch die orangefarbene Werbung des benachbarten Frisörs auf: Auch sie soll weg.

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