Modetrend oder schlechter Geschmack?
Die Meinungen über die bunten Sommerschuhe gehen stark auseinander

Der neue Mega-Trend, sagt die Modebranche: Clogs aus Gummi in grellen Farben. In den Läden in Heilbronn gehen die Originale „Crocs“ und Nachahmerprodukte weg wie nichts. Dula Hanife ist selbst überrascht, wie toll die Kunden den Trend aus Amerika annehmen. Die Verkäuferin im Schuh Kaufmann in Heilbronn gesteht: „Ich hätte nicht gedacht, dass die so gut weggehen.“
Der zusätzliche Schmuck für die „Crocs“, Stecker als Blume, Totenkopf oder Pinguin, die die Träger in die Luftlöcher stecken können, ist sogar schon ausverkauft. Von Jung bis Alt: Alle Käuferarten greifen zum Schuhwerk aus PCCR, einem elastischen, weichen und leichten Kunstmaterial. „Ins Geschäft würde ich sie nicht gerade anziehen, aber in der Freizeit sind diese Sommerschuhe total bequem“, schwärmt die Verkäuferin.
Frauen greifen zu Ein paar Meter weiter in der Heilbronner Fußgängerzone hängen die Nachahmerprodukte am Ständer des Ladens „Allerlei“. Zehn bis 15 Stück gehen auch hier täglich über die Ladentheke, erzählt Verkäuferin Alberita Hasani. Vor allem Frauen greifen zu.
Aber: Der Blick auf die Füße der Passanten in der Heilbronner Innenstadt bringt null Treffer. Steht der angebliche Mega-Trend bei den Unterländern im heimischen Schuhregal? Corinna Vyborny (16) und Kerstin Kaiser (16) rümpfen eindeutig die Nase: „Das würde ich nie anziehen.“ „Die sind ja voll hässlich und plump.“ Die Schülerinnen sind sich einig: Sie machen diese Mode nicht mit. Freund Engin Saylisoy (18) atmet erleichtert auf: „Ich würde Kerstin deutlich sagen, dass mir die Schuhe nicht gefallen, wenn sie damit ankäme.“ Bei Mitschülerinnen sind die Treter den Schülerinnen aufgefallen. „Zu Röhrenjeans oder Röcken tragen sie die.“
„Meine Lehrerin hatte die neulich an und ich dachte, ob sie jetzt ihre Gartenschuhe rausgekramt hat.“ Dass ihre Lehrerin topaktuell ist, begeistert Özge Palanli kein bisschen. Die 14-Jährige hat für die neue Schuhmode nur ein Wort übrig: „grässlich.“ Ihre Freundinnen Eleni Paschalakis (16) und Maria Cankurt (17) blicken auch abschätzig drein: „Die würde ich nicht mal daheim anziehen.“ Und: „Das sieht aus wie beim Zahnarzt.“
Abwaschbar OP-Schuhe sehen tatsächlich ähnlich aus. Genauso wie die Arbeitskleidung sind auch die Mode-Schuhe abwaschbar und die knapp 40 Euro teuren „Crocs“ überleben auch die Waschmaschine.
Trotzdem: Hautarzt und Umweltmediziner Bernd Salzer hält gar nichts von Schuhen aus nicht atmungsaktivem Material. „Darin entsteht leicht eine feuchtwarme Kammer, die optimaler Nährboden für Pilze ist.“ Jeden Tag hat der Heilbronner Arzt bis zu zehn Patienten mit Fußpilz bei sich in der Praxis. „Das ist eine Volkskrankheit.“ Doch Kunststoff-Schuhe förderten die Infektionsanfälligkeit noch. „Viele Jugendliche landen bei mir weil sie viel Turnschuhe oder anderes Kunststoff-Schuhwerk tragen.“ Ob die Löcher in den Gummi-Clocks reichen, um für eine optimale Lüftung zu sorgen? Bernd Salzer bezweifelt das. „Nur im OP machen solche Schuhe Sinn, weil sie gewaschen und desinfiziert werden können.“
Zuhause steht die modische Variante der Clocks bei Hülya Balan zwar noch nicht. Doch die 37-Jährige ist offen für alles: „Fesch. Ich würde es wagen, sie am Strand zu tragen.“ Aber die Neckarsulmerin gibt zu: „Ausgefallen sind sie schon.“
Top oder Flop?