Markthalle beim Käthchenhof?
Mit dem Abbruch zweier Häuser an der Heilbronner Lohtorstraße rückt das seit Jahren brach liegende Parkplatz-Areal neben dem Käthchenhof in der Fokus der Kommunalpolitik.

Historiker sensibilisierten die Entscheidungsträger für den Untergrund, wo Zeugnisse der Stadtgeschichte schlummern könnten. Jetzt richtet die Unternehmerin Ingeborg Wenzel den Blick in die Zukunft. Sie macht sich für eine Markthalle stark − und greift damit eine Idee auf, die in Heilbronn immer wieder die Runde macht, aber nie realisiert wurde.
Obwohl die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) schon lange bestätigt: Der Bedarf ist da. Die Zahl der Kunden, die bewusst und regional einkaufen wollen, wächst ständig. Auch in Heilbronn.
Wenzel hat jetzt an maßgebliche Personen der Stadtentwicklung Briefe verschickt: vom OB über OB-Kandidaten und Stadträte bis zu Unternehmern wie Dieter Schwarz und Otto Rettenmaier. Und sie habe von etlichen bereits "positive Rückmeldungen" bekommen. Auch eine Unterschriftenliste ist in Umlauf. Ihr Titel: "Markthalle statt Bürogebäude."
In der City seien zuletzt zu viele Flächen von "Monumentalbauten" verschandelt worden, so sehr, dass sich Wenzel Sorgen um das "Erscheinungsbild meiner Heimatstadt" macht, erklärt sie der HSt. Dies dürfe sich beim letzten städtischen Filetstück in der Altstadt nicht wiederholen, zumal es jetzt schon im Umfeld viele leer stehende Gewerbeflächen gebe.
Gemeinderat
Was aus dem 27 Ar großen Baugrund wird, ist noch offen. Laut Liegenschaftsamtsleiter Helmut Semenass soll das Prozedere bald im Wirtschaftsausschuss des Gemeinderates beraten werden. Er riet bisher dazu, das Grundstück zu vermarkten. Und zwar mit der Maßgabe, dass Investoren im Erdgeschoss Flächen für Läden schaffen und in den Obergeschossen je nach Bedarf für Büros, Handel und Wohnen, "in Blockrandbebauung".

Und wo? An der Rosengasse plädiert er dafür, "etwas zu ergänzen, was der Stadt fehlt". Der Haken daran: "Eine Entscheidung trifft der Markt, also die Kundschaft und: ein Investor." Bevor die Stadt also eine Markthalle in eine Ausschreibung aufnehmen werde, sei eine Marktstudie sinnvoll. Zudem rät Diepgen den neuen Masterplan für die Altstadt abzuwarten. "Es ist ist keine Eile geboten."
OB-Kandidaten
OB-Kandidat und Kulturbürgermeister Harry Mergel, in dessen Ressort derzeit weder Bau noch Wirtschaft fallen, betont: "Bevor dieses Filetstück in unmittelbarer Nähe zum Rathaus überbaut wird, ist die Auslobung eines städtebaulichen Ideen-Wettbewerbs für mich eine Selbstverständlichkeit."
In diesem Rahmen werde die Stadt ihre Vorstellungen zur Nutzung des Geländes einbringen. Vorstellbar sei "aus meiner heutigen Sicht ein Mix aus innerstädtischem Wohnen, Gewerbe- und Handelsflächen sowie einer Markthalle". Selbstverständlich und "ganz wichtig" ist Mergel allerdings, die langjährigen Marktbeschicker in die Überlegungen und Planungen einzubeziehen.
Markthallen-Idee kocht immer wieder hoch
Dass Heilbronn eine Markthalle gut vertragen könnte, ist nicht neu. Bereits in den 90ern hatte Ökobauer Walter Kress aus Hardthausen-Gochsen die Idee für die Wein- und Käthchenstadt ins Spiel gebracht, ohne Erfolg. Dafür wurde er mit seinem Naturtalent-Laden im benachbarten Neckarsulm mit Handkuss begrüßt. Doch dieser Tage trennten sich die Wege wieder.
Der reizvollen Idee Nahrung gab Mitte der 90er Jahre der einst in Heilbronn ansässige Architekturprofessor Bernhard Eisele. Mit Studenten feilte er an Modellen für das Areal an der Rosengasse. Zuvor war dort ein Rathausanbau geplant, der nie zustande kam. Die auch Reim-Areal genannte Fläche verfestigte sich in vielen Köpfen. Die Stadtinitiative nahm sie in einen nach wie vor geltenden Masterplan auf. Man verspreche sich von einer Markthalle Strahlkraft für die Altstadt Nord, so Citymanager Jörg Plieschke. Außerdem sei eine Ergänzung zum Wochenmarkt, der dienstags, donnerstags und samstags am Rathaus stattfindet, sinnvoll.
Später warf eine Gruppe mit den Architekten Ulrich Bechler und Reiner Weber ein Auge auf Kinos an der Allee, die inzwischen dem Volksbank-Neubau Platz machten. Hoch kochte das Thema, als das Fleischhaus frei wurde, wo die Brüder Pfeffer seit 2013 einen Feinkostladen mit Gastronomie führen: mit Investitionen der Stadt. Zuletzt zerschlugen sich Pläne für eine Art Markthalle im Käthchenhof. Auch das ehemalige Modehaus Barthel wurde mitunter genannt.