Heilbronn - Beinahe könnte man sagen, dass Helmut Bäurer das Freibad Neckarhalde verkörpert. Der 83-Jährige, der am Samstagvormittag in der Badehose mit einem Gläschen Sekt auf den 75. Geburtstag des ältesten Heilbronner Freibads anstößt, ist nämlich „dortmals schon rein, als es eröffnet hat“. Da war er acht.
An die Zeremonie als solche entsinnt er sich nicht mehr so genau; eine Musikkapelle wie jetzt am Samstag, wo das Seeräuber Fanfarencorps Böckingen am Beckenrand die Feier musikalisch einleitet, hat seiner Erinnerung nach damals nicht gespielt. Das mag möglicherweise daran liegen, dass eher jene Details im Gedächtnis haften, die eben für einen Achtjährigen von Bedeutung sind. Brause zum Beispiel.
„Dort hinten war ein Brunnen, da hat man Wasser holen können“, erzählt Bäurer und deutet in Richtung Toiletten, „und dann hat man für zwei Pfennig vorne in einer kleinen Bretterhütte ein Brausepulver gekauft, und das hat man aufgelöst.“ Von zuhause Sprudel mitbringen, das war damals unvorstellbar.
Bad im Fluss
Helmut Bäurer gehört noch zu jener Generation von Heilbronnern, deren erstes Freibad der Neckar war. Dann machte 1936 das Bad auf. „Ein Haufen Jugendliche, mehr als jetzt“ gehörten damals zusammen mit ihm jeden Tag nach der Schule zu den Stammgästen.
Noch heute kommen Helmut Bäurer und seine Frau Lina im Sommer nach dem Mittagessen täglich her. Eine ganze Clique trifft sich dann. Allmählich „werden wir immer weniger: Die einen sterben weg, andere sitzen im Rollstuhl.“ Er selbst hat seit fünf Jahren eine künstliche Herzklappe. Das Schwimmen aber hält ihn fit. „Ich will noch ein paar Jahre machen“, sagt der 83-Jährige lachend. Mit dem früheren Schwimmmeister Willi Koppenhöfer stößt er aber doch eher scherzhaft „auf die nächsten 75 Jahre“ an.
Keine Hektik
Willi Koppenhöfer, 82 Jahre alt und im Gegensatz zu Bäurer in Hemd und Hose zum Festakt erschienen, zieht einen kleinen Stapel Schwarzweißfotografien aus seiner Brusttasche. Erinnerungen an die 60er Jahre, als er hier Schwimmmeister war, bevor er 1973 stellvertretender Bäderverwalter wurde. „Eine schöne Zeit“ sei das gewesen, „keine solche Hektik.“
Schön ist auch der samstägliche Geburtstagsfestakt, wie ihn Stadtwerke-Geschäftsführer Manfred Schmidt und Bäderverwaltungsleiter Peter Schulz organisiert haben: Die Jubilarin Neckarhalde wird nicht mit vielen Reden gepriesen, sondern nach einer fundierten Begrüßung ganz angemessen im Wasser gefeiert. Zwar nicht unbedingt von den versammelten Festgästen (einziger Stadtrat in Badehose: Wolf Theilacker, Grüne), dafür mit sehenswerten Darbietungen der Springerabteilung des Schwimmvereins Heilbronn, mit Aquagymnastik und Schnuppertauchen, Unterwasserrugby und Poolparty.
Der jüngste Springer heißt Fynn Stachel und ist sieben – ein Zehntel so alt wie die Neckarhalde.
Zahlen und Fakten
Das erste Becken wurde schon 1934 in Betrieb genommen, fertiggestellt wurde das Bad 1936. Eine Sprung- und Turmanlage, wie die Neckarhalde sie seit 1982/83 hat, bieten heute nur noch wenige Bäder in Deutschland – deshalb wird sie oft und gern für Meisterschaften und zur Vorbereitung auf Olympische Spiele genutzt. 120 000 bis 150 000 Besucher kommen pro Jahr, 100 000 Euro investieren die Stadtwerke jährlich ins Bad.