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Kein Altpapier als Rebendünger

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Eierkartons, alte Zeitungen, Salatköpfe, Spiralkalender und Kaffeesatz – allerhand Müll liegt unter den Rebstöcken in einem Weinberg bei Horkheim. Der bunt gemischte Abfall ist dort nicht etwa gelandet, weil sein Besitzer ihn loshaben wollte. Der Fleiner Nebenerwerbswengerter Sven-Helmut Weller hat die kleine Müllhalde ganz gezielt und in guter Absicht angelegt.

Von Bärbel Kistner

Was als gute Idee gedacht war, ist optisch eine Katastrophe: Müllhalde im Horkheimer Wengert am Neckar-Radweg in Richtung Lauffen.
Was als gute Idee gedacht war, ist optisch eine Katastrophe: Müllhalde im Horkheimer Wengert am Neckar-Radweg in Richtung Lauffen.
Wer dort spazieren geht, reibt sich verwundert die Augen: Eierkartons, alte Zeitungen, Salatköpfe, Spiralkalender und Kaffeesatz – allerhand Müll liegt unter den Rebstöcken in einem Weinberg bei Horkheim. Doch der Schein trügt. Der bunt gemischte Abfall ist dort nicht etwa gelandet, weil sein Besitzer ihn loshaben wollte. Der Fleiner Nebenerwerbswengerter Sven-Helmut Weller hat die kleine Müllhalde ganz gezielt und in guter Absicht angelegt.

„Ich wollte damit eine Humusquelle erschließen“, sagt der experimentierfreudige Weinbautechniker. Kompostierbarer Abfall sollte verrotten und dem Humusabbau Einhalt gebieten. „Ist die Erde bedeckt, nimmt die Aktivität von Regenwürmern zu, Zellulose gelangt in den Boden“, sagt Weller. Die Idee mit unterstützt hatte Wellers Sohn, der Agrarbiologie studiert.

Was von der Idee her gut klingt, fand in der Praxis seine Grenzen: Anrufer hatten beim Umweltamt angerufen, weil sie – dem optischen Eindruck entsprechend – eine wilde Müllkippe vermuteten. Die Behörde reagierte und stellte den vermeintlichen Müllsünder zur Rede. „Das Amt hat vollkommen Recht. Es sieht dort schlimm aus“, sagt Sven-Helmut Weller, dem das Ganze inzwischen peinlich ist. „Die Papiermenge war einfach zu groß, und es war zu viel bunt Bedrucktes dabei.“ Eigentlich wollte er den Unrat mit Stroh abdecken, damit er nicht in Erscheinung tritt. Doch das Ganze sei ihm aus dem Ruder gelaufen. In den kommenden Tagen will Weller den Abfall wieder einsammeln.

Grundsätzlich aber findet er sein Experiment sinnvoll: „Ich bemühe mich, Dinge anders zu machen.“ Dass Farbstoffe aus dem Papier dem Boden schaden könnten, will der Wengerter nicht gelten lassen: „Wenn ich sehe, was an Düngemitteln zugelassen ist, bleibt es unterm Strich ein optisches Problem.“

Genau an diesem Punkt setzt Lothar Neumann, Weinbauberater im Landwirtschaftsamt an: „Es schadet dem Landschaftsbild. Unter ordnungsgemäßem Weinbau kann ich das nicht einsortieren.“ Am ökologischen Nutzen hat Neumann zudem seine Zweifel: „Aus weinbaulicher Sicht halte ich es für kritisch.“

Den Verantwortlichen im Bau- und Umweltamt fällt ein Stein vom Herzen: „Wenn man es im Weinbau für unbedenklich halten würde, hätten wir ein Problem“, sagt Amtsleiter Jean-Christophe Pilz. Denn man könne dem Besitzer keine illegale Müllentsorgung unterstellen. „Er wird nichts tun, was seinem Wein schadet.“ Was für Pilz in jedem Falle untragbar ist: „Es kann in einem Landschaftsschutzgebiet nicht aussehen wie auf einer Müllhalde. Zumal das auf Müllsünder einladend wirke. Was wohl bereits geschehen ist: Papier und Bioabfall haben Zuwachs bekommen: Doch Plastikbecher und alte Socken mögen Regenwürmer bestimmt nicht fressen.

 

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