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Jetzt gehen bei Krauß die Lichter aus

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Modehaus am Kiliansplatz schließt endgültig am Montag - Kein Nachmieter

Von Maria Theresia Heitlinger
Am Montag gehen die Lichter aus. Dann endet der Verkauf in dem in Konkurs gegangenen Modehaus Krauß am Heilbronner Kiliansplatz.
          Foto: Andreas Veigel
Am Montag gehen die Lichter aus. Dann endet der Verkauf in dem in Konkurs gegangenen Modehaus Krauß am Heilbronner Kiliansplatz. Foto: Andreas Veigel

Im Dachgeschoss des Modehauses Krauß sitzt Bojana Papapetrou und kämpft mit den Tränen. „Eine Existenz wurde hier kaputt gemacht. Meine Existenz“, sagt die 56-Jährige verbittert.

Erst im November 2004 hatte die gebürtige Jugoslawin Teile des obersten Stockwerks an der Heilbronner Kilianstraße von der Firma Carl Krauß GmbH und CoKG gepachtet. Einen fünfstelligen Betrag hatte sie in die Renovierung des Cafes gesteckt, das sie „Rossini“ nannte.

Das Geld dafür kam von Familienmitgliedern, die eigens Kredite aufgenommen hatten. Das Pachtverhältnis lief über fünf Jahre mit einer Option auf weitere fünf. Mit großem Optimismus und viel Elan ging Papapetrou, die davor das „Sorbas“ in der Dammstraße betrieben hatte, an den Start. „Was wurde mir nicht alles versprochen“, erinnert sich die Wirtin an die Anfänge.

Modeschauen hätte Krauß veranstalten wollen, Events im Cafe, „Aber passiert ist nichts. Gar nichts.“ Bis zu dem Tag, als Krauß den Antrag auf Insolvenz stellte. Das war im Juni 2006. „Selbst das habe ich nur durch Zufall erfahren, weil ich bei de Betriebsversammlungen ja gar nicht zugelassen wurde.“ Kein Mensch fühle sich für sie zuständig, sie habe weder Ein- noch Auskommen. „Mir wurde nicht gekündigt, ich werde behandelt wie Luft“, sagt die Wirtin. Um wenigstens an ein paar Barmittel zu kommen, hat sie einen Inventarverkauf gestartet. Die 56-Jährige, die sich selbst eigentlich als „krankhafte Optimistin“ charakterisiert, sitzt zwischen Stapel von Tellern, polierten Gläsern und Kaffeemaschinen. Allein. Das Interesse an ihrer Ware tendiert gegen Null.

Anders sieht das in den unteren Stockwerken aus. Als Ladenhüter würde man bezeichnen, was noch übrig blieb von der über 25-jährigen Krauß-Kaufhaustradition. Feinstrumpfhosen in azurblau, pflaumenlila und pink, beispielsweise. Bettgestelle, die man in einem Modehaus eigentlich nicht sucht. Kurze Hosen in neonorange und grasgrün. Kaum zu glauben, dass sich der Wert der vorhandenen Ware auf immer noch rund 300 000 Euro beläuft, wie Insolvenzverwalter Tibor Braun betont und die rund 50 Mitarbeiter lobt, die „ganz toll mitgezogen haben.“ Bis einschließlich Montag, 5. Februar, dauere der Verkauf. Dann werde mit der endgültigen Räumung begonnen. Die Mitarbeiter sind noch bis März angestellt. Viele von ihnen sind über 50 Jahre alt. Sie stehen ohne Arbeitsplatz da. „Wir treffen uns alle auf dem Flur des Arbeitsamts wieder“, sagt ein Mitarbeiter sarkastisch. Wie er will keiner der jetzt noch Beschäftigten seinen Namen in der Zeitung lesen.

Am 28. Februar endet der Mietvertrag mit der Familie Barthel. Ihr, die jahrzehntelang das Modehaus selbst betrieben hatte, gehört noch immer die Immobilie aus den 60er Jahren. Was nach dem Auszug von Krauß kommt, weiß Miteigentümer Hans-Jürgen Barthel noch nicht. „Wir stehen in Gesprächen mit Mietinteressenten“, sagt er. Konkret ist nichts. Höchstens so viel: Dass die Familie Barthel mit einem Leerstand auf längere Zeit rechnet.

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