Heilbronn
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Im Ruhestand, da geht noch was

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Das Rentnerdasein behagte Friedel Hinz gar nicht - Jetzt hat sie neue Aufgaben

Von unserer Redakteurin Ulrike Bauer-Dörr
Ein gutes Team: Sprachförderdozentin Friedel Hinz mit Nida (vorne) und Karoline, beide zehn Jahre alt und Schülerinnen der Staufenbergschule.
Foto: Guido Sawatzki
Ein gutes Team: Sprachförderdozentin Friedel Hinz mit Nida (vorne) und Karoline, beide zehn Jahre alt und Schülerinnen der Staufenbergschule. Foto: Guido Sawatzki  Foto: Sawatzki

Sie hat den Ruhestand unterschätzt: zu viel Muße, zu viel freie Zeit, zu wenig Herausforderung. Friedel Hinz gefiel das gar nicht. Im Alter von 66 Jahren hatte die Geschäftsfrau ihre geliebte Parfümerie im Heilbronner Käthchenhof verkauft und sich nach Sontheim zurückgezogen - zu früh für die quirlige und kontaktfreudige Unternehmerin.

Endlich Zeit

Die ersten zwei Jahre genießt sie noch. Sie nimmt Klavierunterricht, bereist mit ihrem Mann die Welt, tut Dinge, für die sie in ihrem Berufsleben und als Mutter zweier Töchter nie Zeit gehabt hat. Wie schon zu Berufszeiten singt sie weiter im Kirchenchor der katholischen St. Peter- und Paul-Gemeinde in Heilbronn und arbeitet ehrenamtlich als Kirchengemeinderätin.

Doch das alles füllt sie noch nicht aus. Unzufriedenheit macht sich breit. Die Dauerfreizeit wird ihr zuviel. "Wem nutzt denn das, was ich da mache?", fragt sie sich. Sie, die immer vor Ideen strotzte, begeisterungsfähig und kundenorientiert war, findet, "dass da noch was kommen muss." Sie fühlt sich tatkräftig und gesund genug, um sich auf völlig Neues einzulassen. Vor allem die Kontakte zu Menschen fehlen der wortgewandten Promoterin für die schönen Dinge im Leben, die sie in ihrer Parfümerie verkaufte.

Heute ist sie 72 und hat ihr Rentnerleben zu ihrer eigenen Zufriedenheit umgekrempelt. Ihr Mann unterstützt sie "bei meinen Projekten" und lässt sie machen. Gerne übernimmt sie die Geburtstagsbesuche bei über 80-jährigen Gemeinemitgliedern: als Elisabethen-Frau. Und sie tobt sich in ihrem acht Ar großen zugekauften Garten am Fuße des Staufenbergs aus.

Die größte Freude bereitet ihr aber die Arbeit bei der Heilbronner AIM. Dort hat sie eine vierwöchige Ausbildung zur Sprachförderdozentin für Grundschulkinder absolviert. "Trotz meines fortgeschrittenen Alters war ich willkommen." Ihre Prüfertätigkeit bei der IHK für Kauffrauen des Einzelhandels hatten die gelernte Drogistin auf diese Spur gebracht. Sie selbst bildete in 20 Jahren 17 Mädchen erfolgreich in ihrer Parfümerie aus.

Zehn Schulstunden pro Woche verbringt sie jetzt in der Sontheimer Uhlandschule, weitere zwei Stunden in der Staufenbergschule. Sie animiert die Sechs- bis Zehnjährigen zum Sprechen. Sie legt Wert auf höfliche Umgangsformen, motiviert und lobt, und sie stärkt das Selbstbewusstsein der Jungen und Mädchen. Zwei mal 45 Minuten dauert die vormittägliche Sprachförderzeit, zwei bis sechs Kinder sind in ihren Gruppen. Dafür bekommt sie eine Aufwandsentschädigung.

Pflichten

Das positive Feedback von Kindern und Lehrern tut ihr gut. "Das macht mich zufrieden. Es ist eine sehr schöne und sinnvolle Tätigkeit." Die Arbeit an der Schule sei eine echte Herausforderung und anstrengend dazu. Aber Friedel Hinz fühlt sich gut dabei, "ich nehme am Leben teil." Und sie müsse sich am Riemen reißen: früh aufstehen, pünktlich und zuverlässig sein. Dass sie wieder Pflichten hat, gefällt ihr: "Meine Tage zu vertrödeln, würde mich krank machen."

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