Holi-Besucher zu dreckig für den Bus
Heilbronn - Die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr war im Ticketpreis des Holi-Festivals integriert. Manche Partybesucher konnten trotzdem nicht mit dem Bus nach Hause fahren. Sie waren schlicht zu dreckig. Der Veranstalter verteilte Ponchos gegen den Staub.
Heilbronn - 4000 Menschen in bester Feierlaune besuchten am Samstag das Holi-Gaudy in Heilbronn. Die Ernüchterung kam für viele, als sie das Festival wieder verlassen wollten. In Bussen wurden etliche Partybesucher nicht mitgenommen, obwohl das Ticket als Kombinationsticket ausgewiesen war – Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs inklusive.
Lautsprecherdurchsagen
Der Veranstalter habe in Vorbesprechungen versichert, dass Waschbecken und Ponchos zur Verfügung stehen, die den Schmutz abhalten. Außerdem sollten Lautsprecherdurchsagen die Partybesucher darüber informieren, dass sie in verschmutztem Zustand nicht befördert werden können.
Obwohl Fahrgäste in den Bussen des HNV abgewiesen wurden, sind Sitze verschmutzt worden, sagt HNV-Geschäftsführer Gerhard Gross. Dadurch hätten sich andere Gäste die Kleidung verschmutzt. Die Reinigungskosten hierfür kommen nach Einschätzung von Gross wohl auf den HNV zu.
Beförderungsbedingungen
Tilo Elser, Geschäftsführer der Heilbronner Verkehrsbetriebe, weist auf die geltenden Beförderungsbedingungen hin. Stark betrunkene oder verschmutzte Menschen werden nicht mitgenommen. Am Veranstaltungstag wurden zur Kontrolle extra zwei Fahrscheinprüfer eingesetzt.
Das stark verschmutzte Menschen abgewiesen wurden führte mitunter zu Unverständnis bei den Fahrgästen, sagt Elser. Eine Zivilstreife der Polizei musste einschreiten und ging nach Angaben von Elser noch einmal auf den Veranstalter zu.
„Wir haben den Leuten gesagt, wenn sie total verdreckt sind, dürfen sie nicht mitfahren“, sagt Veranstalter Ulf Steinecke.
Man habe am Veranstaltungstag etwa 1000 Regenponchos an die Festivalteilnehmer ausgegeben – zum Selbstkostenpreis von einem Euro wie Steinecke betont. Gegen 18 Uhr habe man die Situation unter Kontrolle gehabt.
Auch Züge der Deutschen Bahn sind verschmutzt worden, bestätigt ein Bahnsprecher auf Anfrage der Heilbronner Stimme. Man wolle jetzt noch einmal Kontakt zu dem veranstalter suchen. „Für die Zukunft muss man schauen, wie man so etwas unterbindet“, sagt der Sprecher. „Der Kunde hat ja Anspruch darauf, dass er ordentlich ankommt.“
Platzverweis
Rund 3000 Menschen nutzten nach Einschätzung von Dieter Natterer, Revierleiter der Bundespolizei Heilbronn, den öffentlichen Nahverkehr nach dem Holi-Festival. Die Heimreise lief jedoch ruhig ab, so Natterer. 16 Gefährderansprachen und ein Platzverweis seien an mitunter stark betrunkene Menschen ausgesprochen worden.
Zwei Tage nach dem „Holi-Gaudy“-Farbfestival auf der Theresienwiese, bei dem sich rund 4.000 junge Besucher zu Elektro-Musik mit Massen an Farbpulver bewarfen, haben die Organisatoren den Platz zwar aufgeräumt. Die Massen an leeren Farbbeuteln, Eintrittskartenreste und Abfall sind weggeräumt. Doch die Fahrbahn und der Schotter ist am Montagmorgen gegen 8.30 Uhr noch auf großer Fläche von einem bunten Schleier der Farbpulverreste bedeckt. Wenn Autofahrer über den Platz fahren, wirbeln sie kleine Staubwolken auf.
Abwarten
Inzwischen haben der Vermieter der Theresienwiese, die Heilbronn Marketing GmbH (HMG), und der Ludwigsburger Veranstalter des Festivals über die Farbreste auf der Theresienwiese gesprochen. Die HMG wolle nun etwa zehn bis 14 Tage abwarten, ob die Farbreste durch Regen weggespült werden, teilt Ortspolizeibehördenleiter Hartmut Steiner mit. Bleibe die Farbe auf dem Boden, soll eine Nachreinigung erfolgen - auf Kosten des Veranstalters.
Unterdessen hat sich ein Arzt bei der Stimme-Redaktion gemeldet. „Als Arzt schüttele ich mich beim Anblick der Staubwolken-Fotos“, schreibt der Heilbronner Franz Wagner. Auch wenn keine Giftigkeit beim Einatmen der Farbe bestehe, „ist jede starke Inhalation von Staub eine Belastung und Reizung eines unserer empfindlichsten Organe, der Lunge“, so Wagner. Da die Stadt beim Feinstaub ohnehin schon deutlich über den Grenzwerten liege, hätte man diese Auswirkungen Heilbronn „nicht zumuten sollen“.