Warum Wellensittiche nicht gerne alleine sind
In Deutschland gibt es etwa 3,4 Millionen Ziervögel - doch wirklich leicht zu halten sind Wellensittich und Co nicht. Diese Regeln sollten Sie beachten, damit sich die Vögel auch bei Ihnen wohl fühlen.

Vögel gehören zu den beliebtesten Haustieren. Eine Studie schätzt die Gesamtzahl in Deutschland auf 3,4 Millionen. Die gefiederten Freunde sind aber nicht leicht zu halten. Einzelhaft ist unbedingt zu vermeiden, außerdem brauchen Wellensittich und Co. Platz zum Fliegen. Im Heilbronner Tierheim landen immer wieder Kleinvögel. Die meisten lassen sich problemlos vermitteln, sagt die Vereinsvorsitzende Silke Anders.
"Wellensittiche oder Kanarienvögel darf man nicht allein halten", erklärt Anders. In freier Wildbahn leben die Tiere in Schwärmen, legen ein ausgeprägtes Sozialverhalten an den Tag. Der Deutsche Tierschutzbund fordert, die Vögel mindestens zu zweit, besser noch mit mehreren Artgenossen unterzubringen.
"Täglich mehrere Stunden Freiflug"

Ganz wichtig: Sie brauchen Bewegung. Der Tierschutzverein hat erst vor kurzem ein vermitteltes Tier wieder zurückgeholt, weil es keine Flug-Freigabe erhalten hatte. "Ein kleines Zimmer sollte schon zur Verfügung stehen", meint die Tierheim-Chefin. "Bei Innenhaltung benötigen die Vögel täglich für mehrere Stunden die Möglichkeit zum Freiflug", ergänzt der Tierschutzbund. Schaukeln und Klettermöglichkeiten dienten der Beschäftigung. Naturbelassene Äste und Kork zerschreddern Wellensittiche mit großem Engagement. Halter sollten aber die Finger lassen von tierschutzwidrigem Zubehör wie Spiegeln oder Plastikwellensittichen. Wenn der Sittich versuche, seinen Kunststoff-Partner zu füttern, könne dies Kropfentzündungen verursachen.
Silke Anders hat beobachtet, dass sich hohe Volieren bei den Haltern besonderer Beliebtheit erfreuen. Weil sie sich gut in die Ecke stellen lassen. Die Bewohner sind dagegen nicht ganz so froh über diese Architektur. "Haben Sie schon einmal einen Vogel von oben nach unten fliegen sehen?" Die Tiere bräuchten Platz im Querformat, um sich richtig bewegen zu können. Der Tierschutzbund hält eine großzügige Voliere im Außenbereich mit angeschlossenem, beheizbarem Schutzraum für die Ideallösung.
Experten raten zu abwechslungsreicher Fütterung
Experten raten dazu, die Vögel abwechslungsreich mit Kräutern wie Löwenzahn, Vogelmiere oder Sauerampfer zu füttern. Täglich sollten Wellensittiche mindestens drei verschiedene Gemüsesorten bekommen. Wie Möhre, Gurke oder Zucchini. Fertig-Körnermischungen aus dem Supermarkt unbegrenzt anzubieten, sei nicht ideal, da diese zu viel Fett und Kohlenhydrate enthalten. Futter könne auch der Beschäftigung dienen, wenn es sich die Vögel selbst erarbeiten müssen. Gemüse sollte man nicht zu klein schneiden.
Die Universität Göttingen hat sich für die Studie "Wirtschaftsfaktor Heimtierhaltung" auch mit Ziervögeln beschäftigt. Die Zahlen sind inzwischen zwar nicht mehr ganz frisch, aber dennoch aussagekräftig. 2013 gab es der Studie zufolge rund 3,4 Millionen Ziervögel in Deutschland. Zur Einordnung: Die Forscher gingen von 11,5 Millionen Katzen und zwei Millionen Aquarien aus. Etwa 3,5 Prozent der Deutschen halten einen Vogel.
Ziervögel als Wirtschaftsfaktor
Ziervögel müssen gekauft, versorgt und gefüttert werden. Das macht sie zu einem Wirtschaftsfaktor. Die Heimtierstudie geht davon aus, dass für 52 Millionen Euro im Jahr industriell gefertigtes Futter für die gefiederten Hausgenossen gekauft wurde. Bei Hunden sind es 1,3 Milliarden Euro. Bei den Vögeln kommen 40 Millionen Euro für Zubehör dazu. Den gesamten Umsatz für den Ziervogelbedarf sehen die Göttinger Wissenschaftler bei 108 Millionen Euro jährlich. Alles zusammengefasst schätzen die Forscher den Wirtschaftsfaktor von Wellensittich und Co. auf rund 130 Millionen Euro ein. Alle Heimtiere zusammen kommen auf mehr als neun Milliarden Euro.
Als Tierschützerin geht es Silke Anders vor allem um die Haltung. Und die Verantwortung ende nicht nach ein paar Monaten. Wellensittiche erreichen ein Lebensalter von fünf bis 15 Jahren.
