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Umzugspläne für Recyclinghof erhitzen die Gemüter

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Zumutung für Ältere? Geplante Verlegung von Biberach nach Kirchhausen wird breit diskutiert − Bürgerbefragung angeregt

Von unserem Redakteur Carsten Friese
Noch stehen die Container: Gestern wurde der Recyclinghof in Biberach nach den frühlingshaften Tagen intensiv für Grünabfall genutzt.Foto: Friese
Noch stehen die Container: Gestern wurde der Recyclinghof in Biberach nach den frühlingshaften Tagen intensiv für Grünabfall genutzt.Foto: Friese

Die Diskussion um eine geplante Verlagerung des Recyclinghofs Biberach nach Kirchhausen hält an. Als gestern um 14 Uhr die Tore zu den Grünschnitt- und Wertstoffcontainern aufgehen, warten schon einige Biberacher mit vollgepackten Anhängern und Autos.

"Das ist ein Unding", sagt Hartmut Sturm (63) zu den Plänen der Stadt. Es würden einige ältere Bürger mit Rad oder Leiterwagen zum Recyclinghof kommen. Dass sie sich künftig über den steilen Berg nach Kirchhausen quälen sollen, empfände er als "Zumutung". Und: Wenn Bürger aus beiden Stadtteilen zu den Öffnungszeiten anrückten, erwartet er deutlich längere Schlangen. Dann würden sich einige Leute wohl überlegen, "das wild abzulagern".

Weil eine Firma im Gewerbegebiet erweitern will und Fläche benötigt, soll der Bebauungsplan neu geordnet und neue Flächen zu Bauland werden. Der Recyclinghof müsste dafür geopfert werden.

Unmut kam in Biberach auf, weil selbst der Bezirksbeirat von den Plänen der Stadt im Vorfeld nicht informiert worden war. Empört traf sich das Gremium nach der Gemeinderatssitzung und fällte nichtöffentlich einen einstimmigen Beschluss, dass man die Schließung des heimischen Recyclinghofs ablehnt.

Enge Auch Bürgerin Marina Morasch (66) wäre dafür, wenn es gerade für ältere Leute einen Recyclingplatz im Ort geben sollte. "Der Platz sollte hier bleiben." In der ersten knappen Stunde kommen die Anlieferer gestern durch die Bank mit dem Auto, fast im Minutentakt fahren neue vor. Optimal gelöst ist die Zu- und Abfahrt nicht, es ist eng und muss einige Male rangiert werden. "Die Verkehrssituation hier ist Chaos pur", findet Fritz Neuwirth (66). Für ihn dreht sich die zentrale Frage nicht darum, ob er nun zum Recyclinghof nach Kirchhausen oder hierher fahren muss. "Wenn es eine klare Zu- und Abfahrt geben würde, wäre mir der Standort egal."

Eine etwas längere Wegstrecke würde auch Peter Koch (69) mit dem Auto auf sich nehmen. Leute ohne Pkw sieht er jedoch im Nachteil. Eine Bürgerbefragung wäre für ihn das richtige Mittel. "Die Mehrheit soll entscheiden" − und nicht die Räte in der Stadt. Ähnlich empfindet es ein 80 Jahre alter Biberacher, der nicht mit Namen genannt werden möchte. "Die Industrie hat mehr Rechte als der kleine Mann", sagt er zu den Schließungsplänen. Der Recyclinghof solle "hier bleiben", ist seine Meinung. Während Wolfgang Herter (69) für "kurze Wege" ist und nicht jedes Mal mit seinem Grünschnitt aus dem großen Garten weit fahren möchte, würden einem 73-jährigen Biberacher ein, zwei Kilometer mehr nicht viel ausmachen.

Jürgen Große, stellvertretender Bezirksbeiratsvorsitzender, fordert einen Ausweichplatz im Stadtteil. Darüber solle sich die Verwaltung Gedanken machen. Die SPD werde demnächst erfassen, wie viele Bürger per Rad oder zu Fuß zum Recyclinghof kommen.

Info Bürgerportal

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