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Neues Leben in der alten Kelter

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Weinsberger Hotelier hat Immobilie in der Ortsmitte gekauft − Geplant ist Nutzung rund um das Thema Wein

Von unserer Redakteurin Anja Krezer
Manuel Hermoso hat die alte Kelter in Eberstadt gekauft. Ab nächstem Jahr soll das Gebäude grundlegend saniert werden.Foto: Mario Berger
Manuel Hermoso hat die alte Kelter in Eberstadt gekauft. Ab nächstem Jahr soll das Gebäude grundlegend saniert werden.Foto: Mario Berger

Hier wurden bis Anfang der 1960er Jahre Trauben zu Wein gemacht, und auch künftig soll sich in der alten Kelter in Eberstadt vieles um Wein drehen. Nach Jahren des Leerstands hat das denkmalgeschützte Gebäude in der Ortsmitte einen neuen Herren gefunden. Hotelier Manuel Hermoso aus Weinsberg hat die Immobilie gekauft und will sie ab dem Frühjahr 2017 grundlegend sanieren.

Nein, einen Entwurf oder eine Skizze hat Manuel Hermoso noch nicht. Aber schon so manche Idee. Viel Licht will er reinlassen in das Gebäude, das seinen Angaben zufolge 1800 gebaut wurde. Vielleicht muss eine Zwischendecke eingezogen werden. Was auch passiert − der amtliche Denkmalschutz wird wohl ein Wörtchen mitzureden haben. Was passieren soll: Dafür einen griffigen, eingängigen Namen zu finden, ist schwer. "Geplant ist ein Weinhandel, eine Art Weinbistro und der Vertrieb des Weins im Internet. Verkauft werden sollen Tropfen aus der Region, aber auch spezielle, importierte Weine. Geplant sind regelmäßige Veranstaltungen wie Wein-Menüs und Weinverkostungen", erläutert der 56-jährige Eigentümer des Weinsberger Hotels Lorca. Betreiben wird Hermoso die Kelter allerdings nicht selbst. Er ist mit einem möglichen Pächter im Gespräch, dessen Namen er noch nicht nennen will. Nur so viel: "Er kommt aus dem Weinsberger Tal."

Angesichts von knapp 400 Quadratmetern ist noch mehr anvisiert: Die alte Kelter soll auch für Feierlichkeiten "im wertigen, gediegenen Bereich" vermietet werden. "Nach dem Paketprinzip kann man Leistungen zubuchen: Catering, Service, Fahrdienst, Musik...", erklärt Hermoso, der als Kind von Spanien nach Deutschland kam. "Für die Kunden soll es bequem und flexibel sein." Denkbar sei auch eine Zusammenarbeit mit dem künftigen, neuen Wirt der Krone. Tagungen und Seminare könnten ebenfalls in der Kelter über die Bühne gehen.

Entschieden Als Weinsberger kannte Hermoso, der auch verschiedene Wohnungen längerfristig an Mitarbeiter von Firmen aus der Region vermietet, die Kelter. "Ich hatte den Leerstand aber nie so verinnerlicht." Irgendwann hatte er sich das Haus genauer angeschaut − vor allem unter bautechnischen Gesichtspunkten. "Als ich wusste, dass es keine schwerwiegenden Mängel gab, war es schnell entschieden."

Er kaufte das Gebäude in Privatbesitz, das für 240 000 Euro im Internet angeboten wurde. Hermoso, von Haus aus Rechtsanwalt, schätzt, dass er inklusive Kaufpreis etwa 800 000 bis 900 000 Euro investieren muss. Wenn wie geplant im Frühjahr 2017 mit der Sanierung begonnen wird, könnte der Betrieb noch 2018 starten, hofft Hermoso.

Zweifel, ob das Konzept in einer kleinen Gemeinde wie Eberstadt aufgeht, zerstreut Hermoso sofort und verweist auf sein Hotel Lorca, das er von Grund auf saniert hat und das sehr gut laufe. Auch da habe es anfangs manchen Bedenkenträger gegeben. Für das Konzept in Eberstadt gelte: "So etwas gibt es hier bisher nicht." Und klar sei: "Das Einzugsgebiet muss überregional sein. Sonst funktioniert es nicht." Das Parkplatzproblem − Stellplätze sind eher Mangelware − ist für Hermoso kein unüberwindbares. "Das lässt sich lösen − eventuell auch auf den Parkplätzen benachbarter Firmen."

Dem Eberstädter Gemeinderat hat der Geschäftsmann das Nutzungskonzept in nichtöffentlicher Sitzung vorgestellt. "Das Gremium fand’s gut", sagt Bürgermeister Stephan Franczak. Deshalb sei der Beschluss, das Vorkaufsrecht nicht auszuüben, einstimmig gefallen.

Franczak ist froh, "dass es jetzt einen Liebhaber für das denkmalgeschützte Gebäude gibt, der was Schönes draus machen will und der weiß, was er tut". Im Wahlkampf 2015 liebäugelte Franczak damit, dass die Gemeinde das Gebäude kauft und einer Nutzung zuführt. Damals winkten die Gemeinderäte angesichts der Kaufsumme ab.

Alternativen Falls es wider Erwarten nicht klappt mit dem Thema Wein, hat Manuel Hermoso Alternativ-Ideen in der Schublade: "Ich habe zum Beispiel eine Anfrage für Altenpflege in kleinem, aber feinem Umfang." Und: Immer wieder seien Dienstleister auf der Suche nach repräsentativen Büroräumen.

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