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Heilbronn
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Neue Heimat nicht nur für Obdachlose

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Alles unter einem Dach: Aufbaugilde weiht ihr neues Unterstützungszentrum in der Wilhelmstraße ein

Von unserem Redakteur Helmut Buchholz
Hell, geräumig und barrierefrei: Eine Besuchergruppe beim Tag der offenen Tür im Aufbaugilde-Unterstützungszentrum.Foto: Dennis Mugler
Hell, geräumig und barrierefrei: Eine Besuchergruppe beim Tag der offenen Tür im Aufbaugilde-Unterstützungszentrum.Foto: Dennis Mugler

Armen und sozial Benachteiligten die Würde zurückgeben: Das ist für den Mainzer Professor für Sozialmedizin Dr. Gerhard Trabert elementar. "Wir müssen ihnen auf Augenhöhe begegnen", sagte der Referent am Dienstagnachmittag bei der offiziellen Eröffnung des neuen Aufbaugilde-Domizils. Trabert beschrieb damit prägnant die Bedeutung des Unterstützungszentrums in der Wilhelmstraße 26 − kurz Uwi26 genannt: "Mit solchen Räumlichkeiten fängt die Wertschätzung an."

Mehr Platz Tatsächlich ist die neue Adresse für die Aufbaugilde ein großer Schritt in die Zukunft. Der Weg dorthin "war nicht einfach", erinnerte Vorstandsvorsitzender Hansjörg Apprich an die anfängliche Skepsis in der Nachbarschaft. Die Situation habe sich aber wieder entspannt, berichtete Hannes Finkbeiner, Geschäftsführer des Heilbronner Sozialunternehmens. Jetzt kann Uwi26 seine Wirkung voll entfalten: Die Aufbaugilde hat ihre ambulante Dienste unter einem Dach gebündelt. Die Beratungsstelle für Wohnungslose residiert hier, und der Gildetreff, der in der Wolfganggasse noch aus allen Nähten platzte. Neu ist die medizinische Praxis, die der Arzt Thomas Gehrig initiierte. Vier Ärzte können sich nun um Arme und Wohnungslose kümmern, die Behandlung ist gratis. Vorher mussten die Mediziner ihre Patienten, die oft keine Krankenversicherung haben, in einem wenig geeigneten Raum im Gildetreff versorgen.

Das Zentrum hat eine Kleiderkammer, eine Selbstversorger- und Waschküche mit Trockner und einen Aufenthaltsraum. 50 Ehrenamtliche und zehn Hauptamtliche arbeiten im Uwi26. Das zweite Obergeschoss des Gebäudes soll für Frauen in schwierigen Lebenslagen reserviert sein, etwa Wohnungslosigkeit. Baustart für den Umbau des Stockwerks ist im Januar 2017. Auch der Hygienebereich ist nun geräumiger. Die Duschmöglichkeiten waren bisher im Gildetreff − gelinde gesagt − doch etwas beschränkt.

Klientel "Alles ist nun heller, barrierefrei, wir haben mehr Platz und wir sind zentrumsnah", freute sich Finkbeiner. "Dieses Haus bedeutet wirklich mehr Wertschätzung", nahm Bernd Schwarz von der Wohnungslosen-Beratungsstelle den Ball von Referent Trabert auf. Wie nötig die Hilfe ist, beweisen einige Zahlen: Die Aufbaugilde betreut im Jahr 630 Männer und Frauen, die wohnungslos sind. Etwa 200 Menschen leben auf der Straße, schlafen unter Brücken oder anderswo. Sie haben im Uwi26 wenigstens eine Postadresse. Täglich kommt das Sozialunternehmen durch ihre verschiedenen Angebote mit 325 Armen und Obdachlosen in Kontakt.

Nach den neuesten Untersuchungen wird die Zahl der Wohnungslosen in den nächsten zwei, drei Jahren um 30 Prozent ansteigen. "Auch in Heilbronn", sagt Finkbeiner. Besondere Sorge macht er sich auf dem von einem Verdrängungswettbewerb geprägten Wohnungsmarkt um die Frauen, Kranke und Unter-30-Jährigen, die mehr und mehr durchs soziale Netz rutschen. Für solche Fälle ist die Aufbaugilde da, die viel Unterstützung bekommt, wie Bürgermeisterin Agnes Christner bei der Eröffnung betonte: "Trotz Ängsten gibt es eine große Solidarität in Heilbronn."

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