Möbel Rieger muss warten
Braucht die Stadt ein weiteres Möbelhaus? Möbel Rieger möchte 60 Millionen Euro in Heilbronn investieren. Für einen Beschluss im Gemeinderat fehlt noch ein Marktgutachten.

Was sagen die Stadträte zur beantragten Ansiedlung des Möbelhauses Rieger in Heilbronn? Zur letzten Sitzung vor der Sommerpause stand das Thema schon einmal auf der Tagesordnung des Gemeinderates: Doch dann fehlte eine wichtige Grundlage für einen Beschluss der Stadträte − und die Beratung wurde auf den Herbst verschoben. Auch am kommenden Freitag wird das Thema noch nicht beraten, vermutlich passiert das erst im November.
Entscheidend ist ein Marktgutachten darüber, ob Heilbronn und die Umgebung ein weiteres Möbelhaus brauchen, erklärt Stadtplanungsamtschef Christoph Böhmer. Ende Oktober erwartet Böhmer die Untersuchung des Gutachterbüros Donato Acocella. Insider beantworten schon heute diese Frage mit Ja: Im Segment der höherwertigen Möbel klaffe im Heilbronner Angebot eine Lücke.
Heilbronn nur im Discountbereich gut aufgestellt?
Benno Rieger, geschäftsführender Gesellschafter des Göppinger Unternehmens, hatte sich selbst kundig gemacht, bevor er beschloss, das siebte Möbelhaus seiner Firma in Heilbronn zu planen: Die Ludwigsburger Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) habe für Heilbronn im Möbelsektor einen Kaufkraftabfluss von weit über 100 Millionen Euro ausgemacht, erklärte er der Heilbronner Stimme. Viele Heilbronner würden zum Möbelkauf nach Ludwigsburg, Stuttgart, Würzburg oder Mannheim fahren. Lediglich im Discountbereich sei die Stadt "bestens aufgestellt", so Rieger.
Rieger möchte 60 Millionen Euro in Heilbronn investieren und dafür ein architektonisch ansprechendes Möbelhaus mit 37.000 Quadratmetern Verkaufsfläche auf drei Etagen bauen. Das 44.000 Quadratmeter große Grundstück für den Bau hat Rieger bei Pflanzen Kölle gefunden.
Bauverwaltung sorgt sich um noch mehr versiegelte Flächen
Das Heilbronner Gärtnereiunternehmen hat neben der Neckartalstraße im Neckargarten nicht nur seinen Gartenfachmarkt, sondern unweit des Saarlandkreisels auch große Areale mit Gewächshäusern. Auf dem Papier wird es bei der beantragten Bebauungsplanänderung um die Umwandlung von landwirtschaftlicher Fläche in ein Sondergebiet mit Zweckbestimmung Möbeleinrichtungshaus gehen. Die Bauverwaltung macht in der Drucksache für die Stadträte aber darauf aufmerksam, dass auf dem Gelände wegen der Gewächshäuser schon heute "kaum unversiegelte Flächen vorhanden sind".
Die Gewächshäuser sind etwa 50 Jahre alt. Sie sollen abgerissen werden, weil sie keine zeitgemäße Produktion mehr zulassen. Die Pflanzenproduktion, so Bernd Martin, geschäftsführender Gesellschafter von Pflanzen Kölle, soll am Heilbronner Gesundbrunnen und in München konzentriert werden.
Gutachten zum möglichen Verkehrsaufkommen
In einem wichtigen Punkt hat ein Gutachten bereits Klarheit gebracht: beim Verkehr. Es werde "nicht mit einer signifikanten Erhöhung der Verkehrsbelastung gerechnet", sagt die Verwaltung. Die Belastung ist auf der Neckartalstraße mit 43.000 Fahrzeugen in 24 Stunden sowieso schon sehr hoch.
Die Spitzenzeiten des Möbelhauses und des Gartencenters seien, so die Gutachter, im Jahresverlauf zeitlich versetzt. "Bei uns ist in der dunklen Jahreszeit viel los, bei Kölle im Frühjahr und Sommer", erklärt Benno Rieger. Durch die Verlagerung der Produktion fallen bei Kölle an Spitzentagen bis zu 100 Lkw-Fahrten weg, deutlich weniger kommen durch Rieger hinzu. Die Vormittagsstunden seien kein Problem, sagen die Gutachter, am Nachmittag werden während einer Stunde Berufs- und Kundenverkehr aufeinandertreffen.
Die Zufahrt zum Neckargarten müssten die Unternehmen auf eigene Kosten ausbauen: Vorgeschlagen werden eine weitere Abfahrt vom Saarlandkreisel und ein um 120 Meter verlängerter Einfädelstreifen. 635 Parkplätze würden in der Tiefgarage und oberirdisch geschaffen.
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