Wintersport: Sicher auf den Pisten
Mit dem Beginn der Faschingsferien an diesem Wochenende machen sich wieder Tausende Skifahrer und Snowboarder auf in Richtung der Pisten im Alpen- und Voralpengebiet. Was beim Wintersportvergnügen stets mitfährt, ist das Verletzungsrisiko.

Mit dem Beginn der Faschingsferien an diesem Wochenende machen sich wieder Tausende Skifahrer und Snowboarder auf in Richtung der Pisten im Alpen- und Voralpengebiet. Was beim Wintersportvergnügen stets mitfährt, ist das Verletzungsrisiko. Laut Hochrechnungen der Arag Auswertungsstelle für Skiunfälle in Kooperation mit dem Deutschen Skiverband (DSV) gab es in der Saison 2015/2016 etwa 42.000 deutsche Skifahrer, die nach einem Unfall ärztlich versorgt werden mussten. Bis zu 7300 davon wurden stationär im Krankenhaus behandelt. Die Werte liegen etwas über denen der Vorsaison, in der es besonders wenige Verletzungen gab, aber deutliche 59 Prozentpunkte unter denen der Saison 1979/80. Damals wurden die Zahlen erstmalig erfasst. Die Saison wird seitdem als Vergleichsgrundlage herangezogen.
Helmtragen ist Pflicht
Zugenommen habe das Risiko für Kopfverletzungen. Und das, obwohl inzwischen 93 Prozent aller Skifahrer einen Helm tragen, heißt es in der Studie. Das Tragen eines Helmes, so die Autoren, reduziere "nicht unbedingt die absolute Zahl, jedoch vielfach die Schwere der Verletzungen". Helme, das besagen andere Studien, können nur bis zu einer Geschwindigkeit von rund elf Stundenkilometern Sturzfolgen komplett abfangen − eine Geschwindigkeit, die Skifahrer leicht auf ebener Strecke erreichen.
Rund 15 Prozent aller Verletzungen auf den Pisten passieren bei Kollisionen. "Es besteht also nach wie vor Handlungsbedarf, um das Risiko nachhaltig zu reduzieren", so die Arag-Studie.
Ebenfalls auffällig: Der Unterschied zwischen den typischen Verletzungen von Frauen und Männern: Der Anteil von Schulterverletzungen ist bei den Skifahrern mit 20,5 Prozent fast dreimal so hoch wie bei den Skifahrerinnen. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Verletzungen von Rumpf und inneren Organen. Der Anteil der Männer ist mit zwölf Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei den Frauen (5,7 Prozent).
Anders bei den Knieverletzungen: Während bei den Männern nur knapp jede fünfte Verletzung (18,3 Prozent) das Knie betrifft, ist der Anteil bei den Skifahrerinnen mit rund 43 Prozent "dramatisch hoch", so die Statistik. Ein möglicher Grund könnten Unterschiede in der Anatomie von männlichem und weiblichem Kniegelenk sein. Einzelne Faktoren am Knie der Frau seien so gestaltet, dass sie eine Kreuzbandruptur eher begünstigten, erklärt Professor Peter Hahn, Chirurg und Handchirurg an der Bad Rappenauer Vulpius Klinik. Knieverletzungen sind häufig recht schwere Verletzungen, die oft operiert werden müssen. Gerade Kreuzbandrisse haben in vielen Fällen auch langfristige Folgen wie etwa Arthrosen, die dazu führen können, dass das Sporttreiben nur noch eingeschränkt möglich ist.
Eine ganze Reihe von Verletzungen
Die Ärzte in der Vulpius Klinik sehen in den Wintermonaten eine ganze Reihe von Verletzungen, die auf der Piste passiert sind, sagt Hahn. Seine Kollegen und er kümmern sich um Knieverletzungen, Speichenbrüche, Skidaumen, Schulter- und Sprunggelenksblessuren, die Sportler sich im Skigebiet zugezogen haben. Meist gehen Patienten − nach einer Erstversorgung im Skigebiet − zu Hause zunächst zum niedergelassenen Facharzt. Dieser untersucht dann, ob ein Eingriff oder andere Maßnahmen notwendig sind und verweist im Bedarf weiter.
Hahn, der selbst Ski fährt, empfiehlt außer einem Helm auch Protektoren für den Rücken und Handgelenkschoner, um Sturzfolgen abzumildern. Außerdem rät er Sportlern, ihre Muskulatur warmzumachen, bevor es auf zur ersten Abfahrt geht. Sein persönlicher Tipp: Mit den Skiern über der Schulter ruhig ein paar Meter laufen, gern auch den Berg hoch, statt sich mit dem Skibus direkt an die Piste transportieren zu lassen. Besonders viele Unfälle, sagt Hahn, passierten nämlich bei der ersten Abfahrt, wenn man noch nicht richtig warm und an die Bewegung gewöhnt sei. Oder aber bei der letzten Abfahrt, wenn der Körper müde sei und die Kraft fehle.
Für Jochen Krasser, DSV-Skilehrer bei der Skischule Unterland, ist ebenfalls klar: Bevor es an die Geräte geht, steht Aufwärmen an − und zwar ohne Skier oder Snowboard an den Füßen. "Wenn der Körper betriebsbereit ist, hat man ein ganz anderes Reaktionsvermögen", sagt Krasser. Er empfiehlt einfache Übungen: ein paar Meter den Berg hoch joggen, die Arme kreisen, den ganzen Körper von Kopf bis Fuß leicht dehnen. In allen Kursen der Skischule sei das Standard, sagt er. "Ich mache das mit meinen Schülern grundsätzlich fünf Minuten lang." Das Aufwärmen habe dabei auch einen geselligen Effekt: "Da kann man die Gruppe gleich mal kennenlernen und hat gemeinsam Spaß."
Weniger Schnee
Schweizer Wissenschaftler haben schlechte Nachrichten für Wintersportler: Wegen der Klimaerwärmung wird es im schlimmsten Fall bis zum Ende des Jahrhunderts 70 Prozent weniger Schnee in den Alpen geben. Das geht aus einer im Fachblatt Cryosphere veröffentlichten Studie hervor. Sicher sei ein Schwund von mindestens 30 Prozent bis zum Ende des Jahrhunderts. Auch dieses Minus hätte erhebliche Folgen. Vor allem Skiorte, die unterhalb von 1200 Metern liegen, würden nicht mehr als schneesicher gelten. Die Skisaison wäre insgesamt kürzer und die Schneedecke dünner.
 Stimme.de
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