Glaubensbekenntnis im Metal-Stil
Achter "Blast of Eternity" rockte das Jugendzentrum Gleis 3

Der "Blast of Eternity" brachte die Wände im Neckarsulmer Gleis 3 einmal mehr in Schwingung: Es wurde laut bei der achten Auflage des Festivals, das den christlichen Missionsgedanken mit martialischem Metal feierte. Insgesamt 13 regionale und internationale Bands heizten den Musikfans der härteren Gangart an zwei Tagen ordentlich ein.
Ekstatisch kreisende Haare oder hochgestreckte Fäuste: Was auf den ersten Blick ein bisschen aussieht wie der Vorhof zur Hölle, entpuppt sich bei genauerem Hinhören als religiöses Credo. Etwa beim Headliner am Samstagabend: Die schwedische Unblack-Band Crimson Moonlight, hervorgegangen aus einer expliziten Gegenbewegung zu satanistischen Tendenzen in den 90er Jahren, hatte 2011 ein strahlendes Kirchenfenster als Bühnendeko dabei. Auch diesmal geht es in ihren Texten, wie bei der aktuellen Single "The Suffering", um die biblische Apokalypse.
Andere Top-Acts wie die französische Band The Algorithm bringen eine spannende Mischung aus Metal und Elektro auf die Bühne. Heavy-Klänge gibt es von Signum Regis aus der Slowakei, Metalcore mit Aliens Ate My Setlist aus Nürnberg, und mit Sacrificium aus Waiblingen ist Deathmetal vertreten.
Gitarrenriffs Für Georg Vogt vom Orga-Team sind Inhalt und schroffe Form kein Widerspruch: "Warum sollte nur der Teufel die gute Musik haben?", zitiert er einen beliebten Spruch aus der christlichen Metalszene, die auf den Musikgeschmack in Kraftpaketform mit positiver Zielrichtung abhebt.
Einpeitschende Gitarrenriffs statt gefälliger Orgelmusik, quicklebendige Bühnenaktion statt starrer Gottesdienstformen, gebrüllte Glaubensbekenntnisse statt traditioneller Kirchenliturgie. Metal als verständliche Kommunikationsbasis: "Es geht darum, die gute Botschaft in Subkulturen zu tragen, in denen sie nicht so präsent ist", erläutert er.
Den zumeist schwarz gekleideten Besuchern gefällt’s, auch wenn sie insbesondere am Freitagabend nicht in sonderlich großer Zahl vertreten sind. Rebecca Biebl aus Heilbronn ist zum fünften Mal dabei: Nicht nur, weil sie mit der Band African Corpse befreundet ist, sondern vor allem, "weil das Festival in der Gegend das Musikevent ist".
Andere lokale Bands sind Circle of Silence und Dawn of Revenge aus Heilbronn oder Ferah aus Schwaigern. Den Auftakt macht die Band We Caught The Birds, die unter anderem Namen und in zum Teil anderer Besetzung schon viele Jahre im Gleis 3 probt. Melodiösen Rock aus eigener Feder bieten die fünf Bandmitglieder aus Bad Friedrichshall, Möckmühl und Neckarsulm. "Eine gute Erfahrung", sagt Frontfrau Christina Jahn zum Heimspiel.
Besinnliches Doch es geht auch besinnlich: Das Obergeschoss lädt mit dem Raum der Stille zur Entspannung ein. Leise Musik und eine Bibelgrafik von Gustave Doré zur Offenbarung über das neue Jerusalem bietet meditative Herangehensweisen. "Um zu sich und zu Gott zu finden", sagt Nicoletta Orizaris, die gemeinsam mit einem Diakon den Mitternachtsgottesdienst samt Abendmahl am Freitag abhält. Weiteren religiösen Input und dazu noch eine Gelegenheit zur Diskussion gibt ein Seminar am Samstagnachmittag: Bei "Metal and Message" werden mit Pfarrer Arnold Glitsch-Huennefeld aus Karlsruhe Texte von Genreklassikern wie Iron Maidens "The Number of the Beast" analysiert.