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Flüchtlingswohnheim und Aufnahmezentrum

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Gebäude Neckargartacher Straße 72 in Böckingen wird umgebaut − Fitnessstudio hat Bedenken

Von unserem Redakteur Joachim Friedl
In dieses Gebäude an der Neckargartacher Straße 72 in Böckingen werden voraussichtlich im Oktober 150 Flüchtlinge einziehen.Foto: Archiv/Berger
In dieses Gebäude an der Neckargartacher Straße 72 in Böckingen werden voraussichtlich im Oktober 150 Flüchtlinge einziehen.Foto: Archiv/Berger

Im Gebäude Neckargartacher Straße 72 in Böckingen richtet die Stadt Heilbronn ein Wohnheim für Flüchtlinge sowie eine Aufnahmestelle für Zufluchtsuchende, die Heilbronn vom Land zugewiesen werden, ein. Außerdem werden Flächen für die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit geschaffen. Der Industriebau wird derzeit vom Eigentümer umgebaut und dann für 13 Jahre an die Stadt Heilbronn vermietet. Derzeit leben in Heilbronn 1350 Asylbewerber, etwa 900 von ihnen sind Syrer und Iraker mit einer 90-prozentigen Bleibechance.

100 Flüchtlinge − Einzelpersonen und Familien −, die schon länger in der Stadt leben, werden im Gebäude Neckargartacher Straße 72 voraussichtlich ab Oktober fest wohnen. Sie ziehen zum Teil von den vier städtischen Turnhallen und von überbelegten Unterkünften dorthin um. Weitere 50 Plätze sind für die Erstaufnahme reserviert. Hier werden die Menschen, die erstmals in der Stadt eintreffen, registriert und anschließend innerhalb von etwa 14 Tagen auf andere Unterkünfte im Stadtgebiet verteilt.

Keine Monster

Fast 100 Bürger sind zur Informationsveranstaltung der Stadt in die Turnhalle der Grünewaldschule gekommen. Interessiert verfolgen sie die Ausführungen von Gegnern und Befürwortern.Foto: Guido Sawatzki

Am Donnerstag informierte die Verwaltung über das Projekt. Etwa 100 Bürger hatten den Weg in die Turnhalle der Grünewaldschule gefunden. Die aggressive Stimmungsmache gegen Flüchtlinge von zwei, drei Zuhörern wurde durch positive Wortmeldungen durchkreuzt: "Heilbronn bekommt Menschen zugewiesen und keine Monster", hieß es, oder: "Es ist abstrus, Ängste zu schüren." Nachdrücklich wurde dafür geworben, sich im ökumenischen Freundeskreis für Flüchtlinge zu engagieren. Mit der Neckargartacher Straße 72 gibt es in Böckingen künftig sechs Flüchtlingsunterkünfte.

Wie ein roter Faden zogen sich durch die Diskussion mögliche Konflikte, die sich zwischen den Flüchtlingen und Besuchern des im Obergeschoss ansässigen Fitnessstudios "Clever fit" ergeben könnten. Dabei fielen Argumente wie: "Die Kombination Wohnheim/Studio ist unmöglich." Oder: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass weibliche Besucher jetzt verschleiert ins Fitnessstudio gehen." Eine Bürgerin hat von einer Mitgliedschaft Abstand genommen, wie sie sagte. Dem Gerücht, das Studio habe wegen der Flüchtlinge gekündigt, widersprach Inhaber Norman Kreuter und sagte als Begründung: "Wir haben hier vor einem Jahr gut eine Million Euro investiert." Die Stadtverwaltung kritisierte er ob ihrer Informationspolitik: "Ich habe von dem Flüchtlingswohnheim erst aus der Zeitung erfahren." Laut Kreuter besuchen 2200 Sportfreunde dieses Studio.

Sicherheit

Wichtig ist der Heilbronner Sozialbürgermeisterin Agnes Christner "ein gutes Miteinander zwischen Flüchtlingen und Fitnessstudio". Zum Thema Sicherheit sagte sie: "Aufgrund der Aufnahmestelle wird extrem viel städtisches Personal vor Ort sein." Und Achim Bocher, Leiter des Amtes für Familie, Jugend und Senioren, ergänzte: "Der Sicherheitsdienst arbeitet sehr eng mit der Polizei zusammen." In Übrigen befindet sich in unmittelbarer Nähe das Polizeirevier Böckingen. Das Gerücht, diese Dienststelle werde mittelfristig geschlossen, wurde von der Verwaltung für falsch erklärt.

Eine "seriöse Prognose", wie viele Zufluchtsuchende 2016 nach Heilbronn kommen, ist laut Christner "unmöglich". Derzeit seien die Zahlen jedoch stark rückläufig. Einen Familiennachzug in der Größe von vier Personen bestätigte sie nicht.

 
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