Ewige Baustelle am Münster
Neuer Eingang zu St. Peter und Paul hätte im Advent fertig sein sollen − Böse Überraschungen im Untergrund

Passanten und Nachbarn wundern sich schon lange über die Dauerbaustelle am Heilbronner Deutschordensmünster. "Die ganze Sache ist wirklich sehr, sehr ärgerlich," gibt Pfarrer Roland Rossnagel ohne Umschweife zu. Eigentlich hätte die neue Eingangssituation mit einem sogenannten Kirchenbalkon bereits zum 1. Advent 2016 fertig sein sollen. Die Kirche hatte es allen "hoch und heilig versprochen". Doch ein Ende ist für Außenstehende schwer abzusehen.
Planer Andreas Fuchs wagt auf Stimme-Anfrage eine Prognose. Er hofft auf Ostern, ja sogar eine Woche vorher, an Palmsonntag, 9. April, sollte alles fertig sein. Rossnagel hört die Botschaft wohl − und beweist Humor: "Zum Feiertag des Einzugs Jesu nach Jerusalem könnte die Gemeinde also wieder durchs Hauptportal einziehen."
Derzeit gibt es für Kirchgänger nur einen Zugang von der Kirchbrunnenstraße her − und einen zweiten Fluchtweg durch eine Tür im Chorraum. Über Weihnachten behalf man sich mit einem provisorischen Treppengerüst von der Deutschhofstraße her. "Auch aus Sicherheitsgründen ist das kein Zustand", gibt Rossnagel zu.
Vor wenigen Tagen wurde eine bislang zu ihrem Schutz eingehauste Platane umgesägt. Nicht etwa, weil sie der Neugestaltung im Wege stand, sondern weil die Wurzeln Abwasserrohre beschädigt hatten. Der Fall des Baumes markiert den Höhepunkt einer Reihe von Problemen, die während der bereits im September begonnenen Bauzeit nach und nach aufgetreten sind.
Unvorhergesehenes Den Baufortschritt blockiert hätten weder archäologische Funde noch "Leichenteile", so Rossnagel mit Blick auf den Friedhof, der sich einst hier befand. Auch der Trümmerschutt des 4. Dezember 1944 habe nichts Spektakuläres enthalten. Die Arbeiten seien vielmehr durch ein Bündel von "Unvorhergesehenem" verzögert worden: von überdimensionalen Fundamenten bis schwer zu fassenden Leitungen. Zwischenzeitlich sei aus Versehen die Fernwärme angebaggert worden, auch beim Strom und beim mangelhaften Blitzschutz sei man teils böse überrascht worden. Zwischenzeitlich hätte gar ein Statiker konsultiert werden müssen. Zuletzt habe die Eiseskälte im Januar die Arbeiten zum Erliegen gebracht.
Wie Rossnagel und Fuchs betonen, zeigten Kirchgänger und Kirchengemeinderäte Verständnis. Auch Klagen aus der Nachbarschaft seien ihnen nicht zu Ohren gekommen. "Die Kaufleute sind nicht unmittelbar tangiert und freuen sich, dass die Kirchbrunnenstraße weiter aufgewertet wird", beteuert Planer Fuchs. Und: Alle am Bau Beteiligten seien seit dieser Woche wieder mit Feuereifer dabei.
Terrasse Der "Kirchenbalkon", der besser Terrasse oder Plattform heißen sollte, ist auf 230 000 Euro veranschlagt. Er wird die West- und die halbe Nordseite der Kirche wie ein L umschließen und an die barrierefreie Rampe des Seiteneingangs anknüpfen. Zudem führen von der Kirchbrunnenstraße drei Stufen zu der 250 Quadratmeter großen Ebene aus Naturstein. An der Kirchenaußenwand könnten alte Grabsteine aufgestellt werden: als Reminiszenz an den ehemaligen Kirchhof.
Der neue Ort lade nach dem Kirchgang "wie auf dem Dorf" zum Verweilen ein, tauge aber auch als Veranstaltungsbühne, etwa bei Einkaufssonntagen, erklärt Rossnagel. Optisch mache die Terrasse die Ecksituation "knackiger und markanter", erklärt Christoph Böhmer, der als Leiter des Stadtplanungsamtes maßgeblich an der Planung beteiligt war. Mit der Umgestaltung der Kirchbrunnenstraße entstehe zwischen Münster und Fleischhaus insgesamt eine Platzsituation, die dem gestiegenen Stellenwert dieses 2016 neu gestalteten Teils der Fußgängerzone angemessen sei.