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Heilbronn
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Erste Erfahrungen mit Kunst

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So entsteht Kinderkunst im Jungen Museum Christoph Reinwald. Mit Ausstellung und großem Kinderfest feiert die Museumspädagogik in den Städtischen Museen Heilbronn 20. Geburtstag.

Von unserer Redakteurin Gertrud Schubert

 

Vor 20 Jahren hat Ruth Reinwald die Christoph-Reinwald-Stiftung gegründet. Seitdem kamen rund 80.000 Kinder ins Museum. Und viele von ihnen kommen − groß geworden − immer wieder. Denn das ist der Sinn der Sache: grundlegend gute Erfahrung mit der Museumswelt.

"Da können Sie sich erbauen", mit großer Geste lädt Barbara Flosdorf-Winkel, die Vorsitzende der Reinwald-Stiftung, ein, die Werke der Kinder doch genauer zu betrachten. Da sind die Kartonmasken mit der so gewitzt herausgestreckten Zunge, allesamt Leihgaben aus Heilbronner Kinderzimmern. Sie zeigen, was den jungen Künstlern bei der Betrachtung von Daniel Depoutots beweglichen Masken am allerwichtigsten war: das ungeheuerliche Zungenspiel. Lachend erzählt Barbara Flosdorf-Winkel von der kindlichen Einsicht, warum Picasso ein Künstler gewesen sein muss. Er modellierte seine femme assise, die sitzende Frau, aus einer Hand − das hatte dem Kind beim Tonen partout nicht gelingen wollen.

Aha-Erlebnisse

Es sind kleine Aha-Erlebnisse, die den Kindern − und ihren staunenden Eltern und Großeltern − die Augen für die Kunst öffnen. Nicht auf Schönheit, nicht auf perfektes Nachmachen kommt es in den Werk- und Zeichenräumen des Jungen Museums an. Es wird nicht verglichen oder gar gewertet, Die Kinder sollen, angeregt durch Betrachtung und Reden über einzelne Werke, ihre schöpferische Ader entdecken und ihrer Kreativität freien Lauf lassen. "Selbst hantieren ist uns wichtig", sagt Flosdorf-Winkel. So machen sie ihre Erfahrungen beim Werkeln und Schaffen mit Ton und Holz, Pappe und Papier, Ytong und Stein, Wolle und Draht und vor allem beim Spiel mit Farben. Vier Werkbänke mit Elektroanschlüssen, die von der Decke herabhängen, ein Modellier- und ein Zeichenraum stehen den Kindern zur Verfügung. "Wir brauchen uns nicht zu verstecken", weiß Flosdorf-Winkel nach Touren durch museumspädagogische Werkstätten in Deutschland.

Anfangs im Spielraum Kunstwerk, seit 2008 im Deutschhof direkt mit den Städtischen Museen verbunden, hat das JM viele Veranstaltungsformate entwickelt, die für Kinder attraktiv sind. Überraschungsfreitag und Kunst-Werk-Labor sind Highlights im Alltag neugieriger Drei- bis Zehnjähriger. Kunst für Kinder reiht zehn wöchentliche Treffen aneinander und gibt umfassenden Einblick in künstlerische Arbeit. Oma und Opa dürfen mit Enkeln werken, Ferienwerkstatt und Kindergeburtstag zählen zu den selbstverständlichen Angeboten. Allein 2014 kamen 1792 Mädchen und Jungen mit ihrer Kita oder Schulklasse zu Workshops ins JM.

Im Museum

Wobei ihr Weg eindeutig definiert ist: "Wir wollen, dass die Kinder den Weg ins Museum finden", schließt Barbara Flosdorf-Winkel jedes Engagement etwa in Schulen aus. Monika Schiefer und ein 15-köpfiges Team ehrenamtlich Engagierter stellen das Programm auf die Beine.

Rund eine Million Euro flossen in 20 Jahren ins JM. Und wenn das Geld, angesichts magerer Stiftungserlöse einmal nicht gereicht hat, war Stifterin Ruth Reinwald bereit, das Defizit privat zu tragen.

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