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Eine außergewöhnliche Beziehung

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Seit 25 Jahren besteht die Städtepartnerschaft mit Frankfurt (Oder) − Jubiläumsfeier im Schießhaus

Von unserer Redakteurin Gertrud Schubert

 


 

Im Schießhaus kommt am Samstag eine Festgesellschaft zusammen, eine außergewöhnliche Beziehung zu feiern: die Städtepartnerschaft zwischen Heilbronn und Frankfurt (Oder). Es war wahrlich kein Leichtes für Heilbronn, in den 1980er Jahren zarte Bande mit einer Stadt in der DDR zu knüpfen. Doch die Akteure bewiesen Ausdauer, um nicht zu sagen Hartnäckigkeit. Am 29. September und 25. Oktober 1988 wurde der Partnerschaftsvertrag − doppelt unterschrieben hält besser − zuerst in Frankfurt, dann in Heilbronn unterzeichnet.

Neue Straßennamen Freundschaften, Vereinskontakte, sogar Ehen zeugen von einem regen Hin und Her zwischen Neckar und Oder. Sichtbare Zeichen der Verbundenheit tauchten gleich zu Beginn der Partnerschaft in den Städten auf: Heilbronn, das heißt Sontheim, bekam schon 1988 eine Frankfurt-Oder-Straße. Nach der Wende verschwand Wilhelm Pieck aus dem Straßenbild, seitdem hat Frankfurt (Oder) eine Heilbronner Straße. Eine Straßenbahn in Frankfurt zeigte Flagge für die Käthchenstadt Heilbronn und die Kleiststadt Frankfurt (Oder).

Unvergessen die große Spendenbereitschaft der Heilbronner bei der Flutkatastrophe an der Oder 1997. Dass Mitte der 1990er Jahre Mobilar und medizinische Gerätschaften aus dem alten Jägerhaus-Krankenhaus nach Frankfurt geschafft wurden, ist vielen Heilbronnern noch in Erinnerung. Doch wohl die meisten Anekdoten ranken sich um die abenteuerlichen Anfänge.

Denn schon 1981 diskutierte der Gemeinderat nichtöffentlich darüber, mit einer Stadt im Ostblock eine Partnerschaft einzugehen. Drei Jahre zogen ins Land, bis SPD und Grüne 1984 einen entsprechenden Antrag stellten, der einstimmig unterstützt wurde. Doch die Heilbronner hatten nicht mit der Sturheit der DDR-Obrigkeit gerechnet. Bis Mai 1985 gab es noch gar keine offizielle Partnerschaft zwischen Städten aus Ost und West. Nur die evangelischen Kirchengemeinden pflegten Kontakte, Heilbronn zum Beispiel zum thüringischen Bad Frankenhausen. Und die Salzwerke in Heilbronn und Bernburg an der Saale standen miteinander in Verbindung.

Staatssache Die Heilbronner mussten lernen, dass nicht die Frankfurter allein bestimmen, mit wem sie Kontakt haben wollen. "In der DDR werden Städtepartnerschaften von oben angeschoben und auf Funktionärsebene abgewickelt", schreibt Stadtarchivar Christhard Schrenk in seiner Chronik, wie die Städte zueinander kamen. Erst die Partnerschaft zwischen Eisenhüttenstadt und Saarlouis, dem Geburtsort des Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker, ebnete 1986 den Weg für damals innerdeutsch genannte Städtepartnerschaften.

Zu einer Art Antrittsbesuch reisten 1987 im Frühjahr 34 Heilbronner Stadträte mit Oberbürgermeister, Bürgermeistern und Hauptamtsleiter durch die DDR. Erst unterwegs erfuhren sie, dass es in Frankfurt ein 20-minütiges Treffen geben werde. Dass daraus eine zweistündige Diskussion mit Kulturstadtrat Werner Mandel wurde, durften sie schon als Interesse interpretieren. "Über eine eventuelle Städtepartnerschaft wurde jedoch nicht gesprochen", schreibt Christhard Schrenk.

DDR-Besuch 1987 schließlich genehmigte Honecker persönlich die Beziehung zwischen Frankfurt (Oder) und Heilbronn: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dieter Spöri hatte ihm bei einem DDR-Besuch den Wunsch der Heilbronner vorgebracht − und war erfolgreich. Der Rest ist Geschichte.

Die Städtepartnerschaft wird am Samstag, 28. September, 11 Uhr, im Schießhaus − in der Frankfurter Straße − mit Delegationen aus Frankfurt (Oder) und dem polnischen Slubice gefeiert. Mit Slubice, der an der Oder gegenüber von Frankfurt gelegenen polnischen Stadt, ist Heilbronn seit 15 Jahren partnerschaftlich verbunden.

 

   
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