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75 neue Bäume für die Allee

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Nach Kahlschlag werden meterhohe Exemplare gepflanzt und elektronisch bewässert. Die Stadt bestückt die zentrale Verkehrsachse etappenweise mit 63 Linden und zwölf Urweltmammutbäumen und betritt bei der Wasserversorgung Neuland.

Von unserem Redakteur Carsten Friese

Dem tristen Beton auf der Heilbronner Allee wirkt seit Mittwoch ein lang ersehnter Kontrapunkt entgegen: Nach dem Kahlschlag für den Stadtbahnausbau Ende 2011 und Anfang 2012 folgt nun die Aufforstung mit einer technischen Premiere. Die Stadt bestückt die zentrale Verkehrsachse etappenweise mit 63 Linden und zwölf Urweltmammutbäumen und betritt bei der Wasserversorgung Neuland. Erstmals werden Bäume mit einem Tröpfchenbewässerungssystem im Untergrund versorgt, das die Bäume je nach Witterung in Intervallen kontinuierlich feucht hält.

Dies ermöglicht nach Angaben von Grünflächenamtsleiter Hans-Peter Barz eine ausreichende Wasserversorgung − und man halte im Sommer nicht mit dem Gießwagen auf den Gleisen die Stadtbahn auf.


Torcharakter

In drei Reihen werden die 75 neuen Bäume bis spätestens Mitte Dezember gesetzt. An den Außenseiten werden schmale Winterlinden mit kompakter Krone stehen, auf dem Mittelstreifen Silberlinden, deren Krone deutlich mächtiger wird. Am Theater sollen zudem zwölf Urweltmammutbäume für eine Art Torcharakter in Heilbronns zentraler Verkehrsader sorgen. "Wir geben der Allee damit das wieder zurück, was ihren Namen ausmacht", stellte Baubürgermeister Wilfried Hajek zufrieden fest. Weil sie robust gegenüber Krankheiten und pflegeleicht sind, hat sich die Stadt für die neuen Baumarten entschieden. Früher standen an der Allee vor allem Platanen und viele Magnolien, die vor allem wegen ihrer prachtvollen Blüte beliebt waren. Wie Hajek versicherte, pflanze man mehr Bäume neu als zuvor gefällt worden seien. Rund 65 Bäume mussten im Zuge der Bauarbeiten weichen.


Standorte im fast komplett versiegelten Stadtzentrum, das sich im Sommer stark aufheizt, sind für Bäume "extrem", erklärt Hans-Peter Barz. Bäume litten dort immer unter Wasser- und Sauerstoffmangel. Damit der Boden gut durchlüftet bleibt, hüllt ein spezielles Granulat aus Ziegelschutt die Baumwurzeln ein. Es soll sich nicht nachverdichten und durch ausreichende Hohlräume gutes Wachstum ermöglichen.

Lebende Fossile

Die ersten Linden sind an der Allee-Westseite gesetzt. Sie sind fünf bis sieben Meter groß, können bis zu 20 Meter Höhe erreichen. Die Urweltmammutbäume haben vier bis fünf Meter Anfangshöhe und können bis zu 30 Meter groß werden. Noch sind die Bäume kahl und ohne Blätter. Etwa im Mai werden die neuen Linden wohl erstmals in gelbfarbener Blüte stehen.

Eine weitere Besonderheit: Die Urweltmammutbäume gleichen nicht jenen mächtigen Baumriesen, die man aus Nordamerika kennt. Bis 1941 galten die filigraneren Urwelt-Exemplare, die im Herbst ihre Nadeln abwerfen, als ausgestorben. Dann wurden sie in einer abgelegenen Bergregion in China entdeckt − und breiteten sich über botanische Gärten aus. Arten ihrer Gattung waren zuvor nur aus der Kreidezeit vor Millionen von Jahren bekannt. Lebende Fossile werden somit bald die Heilbronner Allee zieren.


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