Heilbronner Eiscafé Dellarte ist insolvent
Heilbronn - Das Eiscafé in der Heilbronner Bahnhofstraße ist in finanziellen Schwierigkeiten. Chefin Piera Staudenmaier hat das Insolvenzverfahren beantragt. Der Geschäftsbetrieb soll aber weitergehen.

Heilbronn - Das Dellarte in der Heilbronner Bahnhofstraße ist das wohl bekannteste Eiscafé in der Stadt − und es ist insolvent. Namhafte Forderungen des Finanzamts, die von Betreiberin Piera Staudenmaier allerdings bestritten werden, hätten den gut gehenden Betrieb in finanzielle Schwierigkeiten geführt, sagt Insolvenzverwalter Dr. Dietmar Haffa. Es handle sich um Umsatzsteuer-Forderungen, so der Jurist. Über Details schweigt er unter Hinweis auf das Steuergeheimnis.
Gläubiger
Seit Monatsbeginn hat das Dellarte trotz der Pleite wieder geöffnet − Betreiberin ist die neu gegründete Firma E.S.H. Unternehmergesellschaft, deren Angestellte die bisherige Chefin Piera Staudenmaier ist. Die Gläubiger müssen der Übertragung des Geschäftsbetriebs an den neuen Eigentümer allerdings noch zustimmen. Als Geschäftsführerin der E.S.H. UG ist Erna Schwarz eingetragen, im Dezember feierte sie ihren 80. Geburtstag. Ob das seriös ist? "
Das müssen die Gläubiger entscheiden", erklärt Haffa auf Anfrage. Die Gläubigerversammlung, in der auch das Finanzamt mitreden darf, ist vom 3. auf den 29. April verschoben worden, wie aus einer gestern veröffentlichten Insolvenzbekanntmachungen hervorgeht. Erna Schwarz ist die Tante von Peter Staudenmaier.
Haffa hat den Betrieb auf alle Fälle schon jetzt an die Firma E.S.H. vermietet. "Sonst hätte ich nicht wieder eröffnen können. Und wenn ein Eiscafé erst einmal zwei Monate zu ist, dann ist der Standort verbrannt." Haffa ist zuversichtlich, das seine Fortführungslösung für den Betrieb mit etwa 15 Beschäftigten funktioniert: "Dadurch, dass Frau Staudenmaier dort angestellt ist, bleibt das Know-how erhalten", sagt er. Beim Stimme-Eisdielentest im vergangenen Sommer ist das Dellarte auf dem ersten Platz gelandet − nicht nur wegen der großen Portionen.
Wie aber kann es passieren, dass das augenscheinlich am besten laufende Eiscafé in der Stadt pleitegeht? Vergangenen Sommer bemühten sich Piera und ihr Mann Peter Staudenmaier, die allgemeine Vorstellung vom wirtschaftlichen Erfolg des Cafés zu relativieren: Nur an 50 bis 60 Tagen im Jahr sei es rappelvoll. Sonst sei meist schnell ein Platz zu bekommen, erzählten die beiden der Stimme-Testerin. Kalte März-Tage wie der gestrige produzieren dagegen Kosten, aber kaum Umsätze.
Fiskus
In der Branche heißt es außerdem, dass die Finanzbehörden von den Mengen, die ein Eiscafé einkauft, den Umsatz hochrechnet, um den Verkäufern auf die Spur zu kommen, die einen Teil der Eiskugeln am Fiskus vorbei verkaufen. Dabei, so heißt es, nimmt das Finanzamt sehr hohe Gewinnspannen an − nicht immer gehe diese Rechnung auf, wenn ein Betreiber besonders hochwertige Rohstoffe verwende, sagt ein Brancheninsider.
Insolvenzverwalter Dietmar Haffa erklärt, dass ihm vom Finanzamt noch nicht alle geforderten Unterlagen übergeben worden seien, weshalb er die Steuerforderungen zumindest derzeit noch bestreitet.
Stimme.de